Osnabrück (epd). Die Deutsche Stiftung Patientenschutz ist besorgt, dass das Thema Patientensicherheit bei den Sondierungsverhandlungen für eine Große Koalition keine Rolle spielte. «Angesichts der erschütternden Mordserie des Krankenpflegers Niels H. ist dies unerträglich. Das muss sich im Koalitionsvertrag dringend ändern», sagte Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstag). «Gefordert sind nicht Absichtserklärungen, sondern konkretes gesetzgeberisches Handeln.» Gegen den bereits verurteilten Niels H. hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg am Montag erneut Anklage wegen Mordes in 97 Fällen erhoben.
Die Patientenschützer fordern, dass die heute schon vorgeschriebenen Fehlermeldesysteme künftig in den bundesweit 2000 Krankenhäusern verbindlich auch anonyme Meldungen ermöglichen müssen. «Ebenso braucht es eine externe Anlaufstelle, bei der Whistleblower ihre Beobachtungen unerkannt anzeigen können», sagte Vorstand Brysch. Es müsse alles dafür getan werden, dass im Falle eines Verdachts ein schnelles Eingreifen möglich ist. Dazu gehören für Brysch unter anderem ein umfassendes Alarmsystem, das Auffälligkeiten erkennt und meldet, sowie eine lückenlose Kontrolle der Medikamentenausgabe in Krankenhäusern und Pflegeheimen. «Jedem ernsthaften Verdacht muss sofort nachgegangen werden», sagte Brysch.
Niels H. soll zwischen 2000 und 2005 mehr als 100 Menschen in Krankenhäusern in Oldenburg und Delmenhorst ermordet haben. Er hatte Patienten Medikamente gespritzt, die ein Herzversagen oder einen Kreislaufkollaps auslösten. Anschließend reanimierte er seine Opfer, um als Held zu erscheinen. Für weitere sechs Taten ist der ehemalige Krankenpfleger Niels H. bereits in zwei Prozessen rechtskräftig verurteilt worden. Er verbüßt derzeit eine lebenslange Haftstrafe.
Source: Kirche-Oldenburg