Oldenburg/Berlin (epd). Die Publizistin Carolin Emcke erhält den mit 10.000 Euro dotierten Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg für Zeitgeschichte und Politik. Die in Berlin lebende Autorin sei als Kriegsreporterin in Afghanistan, Pakistan, im Irak oder dem Gaza-Streifen «eine Stimme der Humanität gerade für jene, die in der Gewalt der Kriege keine Stimme mehr haben», hieß es in der Begründung der Jury vom Mittwoch. Dabei setzte sie sich als Publizistin stets mit der eigenen Rolle auseinander. Sie stehe «für die Notwendigkeit kritischer Debatten in einer Gesellschaft im Umbruch». Der Preis wird ihr am 27. Mai in Oldenburg überreicht.
Die 52-jährige promovierte Philosophin sei eine international geachtete Intellektuelle, die sich als erfahrene Reporterin, Autorin, Kuratorin und Moderatorin kritisch zu aktuellen Themen der Gegenwart positioniere, hieß es. Sie lasse sich nicht einschüchtern und trete offen gegen Hetze, Rassismus, Gewalt und Antisemitismus ein. Sie stehe für Werte wie Respekt, Gleichheit und Vielfalt.
Emcke wurde 1967 in Mülheim/Ruhr geboren und studierte Philosophie, Politik und Geschichte in London, der Harvard-Universität bei Boston (USA) und Frankfurt/Main, unter anderem bei Jürgen Habermas. Ihre journalistische Laufbahn begann sie im selben Jahr beim Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Bis 2006 berichtete sie als Auslandsredakteurin aus Krisen- und Kriegsgebieten. Außerdem war sie Lehrbeauftragte für Politische Theorie an der Yale-Universität im US-amerikanischen New Haven (Connecticut).
Von 2007 bis 2014 schrieb sie als Autorin für «Die Zeit» und anschließend als freie Publizistin für die «Süddeutsche Zeitung» und andere Blätter. Ihre Bücher, unter anderem über die Rote Arme Fraktion (RAF), wurden zum Teil in mehrere Sprachen übersetzt. Emcke wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Friedrich-Ebert-Stiftung «Das politische Buch» (2005), dem Theodor Wolff-Preis (2008) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2016).
Der Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik erinnert an den Schriftsteller und Pazifisten Carl von Ossietzky (1889-1938). Er wird von der Stadt Oldenburg alle zwei Jahre für Arbeiten, Gesamtwerke oder an Personen vergeben, die sich in herausragender Weise mit dem Leben und Werk Ossietzkys, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder mit der demokratischen Tradition und Gegenwart befassen. Vor zwei Jahren wurde die US-Holocaust-Forscherin Deborah Esther Lipstadt mit dem Preis ausgezeichnet.
Source: Kirche-Oldenburg