Ein Donnerstagvormittag im August. Draußen regnet es. Wir schließen die Aufgabe im Kursbuch ab und gehen in die Pause. Es ist Ramadan. Die Hälfte der Teilnehmer des Deutschkurses isst schon seit Tagen nicht. Das bedrückt auch mich ein wenig. Mit den russischen Frauen Olga und Katharina gehe ich in die Küche. Tee wird gekocht. Die Frauen packen ihre Brote aus – Weißbrot, dick belegt mit Wurst und Käse. Da stecken Mohammed und Ali ihre Köpfe durch die Tür. Sie setzen sich mit an den großen Tisch. Stille. Ihre Augen wandern zu den Broten. Wir sprechen miteinander. Die Augen können sich von den Broten nicht lösen. Ein Blick geht in Richtung Olga. Dann die Frage: „Schweinefleisch?“ „Nein.“, sagt Olga. „Pute.“ Sie bricht das Brot und reicht es Ali. Sein Blick geht zur Tür, zum Brot und wieder zur Tür. Dann beißt er ab. Stille. Ich muss Schmunzeln.
Die Christen haben ihre Fastenzeit und die Muslime ihren Ramadan. Doch sind wir alle nur Menschen mit unseren Stärken und Schwächen. Und unser aller Gott hat ein großes Herz.
Ellen Brammer, Lektorin in der Kirchengemeinde Jade
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