Emden (epd). Die Evangelisch-reformierte Kirche hat am Donnerstag mit einem Beratungsprozess über ihre Zukunft begonnen. Der demografische Wandel mit sinkenden Mitgliederzahlen und der Relevanzverlust in der Gesellschaft betreffe alle Kirchen, sagte Kirchenpräsident Martin Heimbucher vor der in Emden tagenden Synode. Die reformierte Kirche wolle ihre Zukunft gestalten, bevor die Umstände sie dazu zwängen. Dies werde «schmerzhafte Abschiede vom Liebgewordenen und Gewohnten» erfordern. Die Synode endet am Freitag.

In Arbeitsgruppen diskutierten die 61 Kirchenparlamentarier ein Perspektivpapier mit dem Titel «Wer aufbricht, der kann hoffen». Die Ergebnisse dieses ersten Beratungsschrittes sollen anschließend in allen 145 reformierten Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu weiter beraten werden. Zur Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer gehören insgesamt rund 180.000 Mitglieder. Die Rückmeldungen werden im Herbst 2016 erneut der Gesamtsynode vorgelegt. «Dann werden Richtungsentscheidungen getroffen», unterstrich der Kirchenpräsident.

Trotz gestiegener Einnahmen mahnte Heimbucher in seinem Bericht zur Haushaltsdisziplin. Die Kirche habe im vergangenen Jahr zwar die Rekordsumme von rund 28,5 Millionen Euro an Kirchensteuern erhalten. Gemessen an der Kaufkraft lägen die Einnahmen allerdings nur auf einem Niveau wie etwa Mitte der 1990er Jahre.

Zusätzlich müsse die niedrige Zinsentwicklung berücksichtigt werden, sagte Heimbucher. Die Altersversorgung der Pastorinnen und Pastoren werde über Vermögensanlagen finanziert. Der niedrige Zinssatz werde an diesen Anlagen auf Dauer nicht spurlos vorbeigehen. Dies betreffe auch die über Stiftungen finanzierte Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek und das Bildungszentrum Kloster Frenswegen. Zu beiden Einrichtungen müsse die Synode im Herbst bei den Haushaltsberatungen Zukunfts- und Richtungsentscheidungen treffen.

Am Vormittag hatte der Kirchenpräsident den neuen Vizepräsidenten und Chefjuristen der reformierten Kirche, Helge Johr, offiziell in sein Amt eingeführt. Der 46-Jährige aus Ronnenberg bei Hannover arbeitet bereits seit Jahresbeginn im reformierten Landeskirchenamt in Leer. Zuvor war der Experte für Diakoniepolitik und kirchliches Arbeitsrecht bei der Diakonie der evangelischen Kirchen in Niedersachsen beschäftigt.
Source: Kirche-Oldenburg