Ramelsloh/Kr. Harburg (epd). Der Lüneburger evangelische Regionalbischof Stephan Schaede hat den Umgang mit sexuellem Missbrauch innerhalb der großen Kirchen kritisiert und zu mehr Transparenz aufgerufen. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche hätten viel zu spät angefangen, die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs endlich ernstzunehmen, sagte Schaede am Dienstag in Ramelsloh bei Hamburg bei einem ökumenischen Abendgebets zur St.-Ansgar-Woche.

 

Die für die katholische Kirche extrem bitteren Klärungsgänge zum sexuellen Missbrauch von Kindern in den eigenen geistlichen Reihen seien ein Lehrstück negativer Beharrlichkeit, sagte Schaede laut Redemanuskript. Geistliche Sturheit und «das dickköpfige Festhalten am eigenen Amt» drohten der Kirche zum Verhängnis zu werden. «Und was das Üble daran ist: Laien und Geistliche, die integer blieben und bleiben und mit großer Leidenschaft jahrelang, lebenslang für ihren Glauben eingetreten sind, geraten mit unter Generalverdacht und leiden unter dem grassierenden Vertrauensverlust.»

 

Vor diesem Hintergrund müsse auch die evangelische Kirche bei der Aufarbeitung rasch vorankommen und Transparenz schaffen. Es herrsche «immer noch zu viel Zaghaftigkeit, zu viel Reaktion statt tatkräftiger Prävention», mahnte Schaede. «Ein irreparabler Vertrauensschaden droht auch da.»

 

Der Kirchengründer St. Ansgar wird als erster Bischof von Hamburg und Bremen seit mehr als 40 Jahren von der katholischen Kirche in Hamburg mit einer ökumenischen Festwoche geehrt. In Ramelsloh gründete er Mitte des neunten Jahrhunderts ein Kloster. Die evangelische Ramelsloher Gemeinde ist daher seit einigen Jahren fester Bestandteil der St.-Ansgar-Woche.

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Regionalbischof mahnt zügige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch an