Gottesdienste sind in die Jahre gekommen. Vielerorts gibt es immer gleiche Traditionen, Abläufe, die nicht unbedingt einladend wirken. Andernorts gibt es besondere Gottesdienste, bei denen es eng wird in den Räumen, weil sich so viele Besucher angesprochen fühlen. Wie kommt das? Im Regelfall aber ist es so, dass immer weniger Menschen die Gottesdienste besuchen und auch die Zahl der Gläubigen immer mehr abnimmt. Grund genug für die oldenburgische Kirche, sich in einer besonderen Kampagne den Gottesdiensten zu widmen.

Der Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven ist einer von neun Pilot-Kreisen, die zum 5. Februar ganz besondere Gottesdienste vorbereiten. Kreispfarrer Christian Scheuer und Pastor Frank Morgenstern, einer von zwei Gottesdienstberatern im Kirchenkreis, stellten jetzt das neue Projekt vor. Stolz sind sie, dass alle 31 Kirchengemeinden sich zur Teilnahme an dem Projekt entschieden haben. Es läuft unter dem Motto „Reinschnuppern“. Derzeit werden in vielen Projektgruppen die Gottesdienste für den 5. Februar vorbereitet, in jeder Kirchengemeinde wird es dann zu unterschiedlichen Zeiten einen Gottesdienst geben. Der Clou dabei ist: Menschen, die einen engen Bezug zur Kirche und zum Gottesdienst haben, laden Freunde, Bekannte oder Nachbarn persönlich ein, mit ihnen diesen Gottesdienst zu besuchen.

Allen, die daran mitwirken, sei bewusst, dass man nicht durch ein Erlebnis mit einmalig vollen Kirchen „die Uhr zurückdrehen“ könne, sagte Scheuer. Es käme sogar gar nicht darauf an, möglichst volle Gotteshäuser zu haben. Viel wichtiger sei eine Begegnung mit einem anderen Menschen, die zwangsläufig dazu führe, sich mit dem eigenen Glauben auseinander zu setzen. „Jeder muss sich dabei fragen, was bewegt mich überhaupt und warum möchte ich, dass der andere mich begleitet“, erklärte Scheuer. Zudem müsse man Offenheit zeigen, denn wie die Antwort aussehe, bleibe ja zunächst völlig ungewiss. Darüber hinaus aber werde ein Prozess für die ganze Gemeinde und die Pastoren in Gang gesetzt, die sich damit befassen müssten, ob die eigene Form des Gottesdienstes noch dazu tauge, andere einzuladen, ob man überhaupt eine offene und einladende Gemeinde sei, erklärte Scheuer. Es wird also eine Art Qualitätsmanagement für Gottesdienste in Gang gesetzt.

Die Idee zu der Kampagne kommt aus England, hier läuft sie erfolgreich unter dem Motto „Back to Church“. In den kommenden Wochen wird mit Plakaten, Postkarten und von Mund-zu-Mund für die Aktion geworben.  
Annette Kellin

Source: Kirche-Oldenburg