Bremen/Hannover (epd). Fast 600 Denkmäler in Niedersachsen und weitere knapp 60 in Bremen und Bremerhaven stehen am Sonntag für meist kostenlose Besichtigungen offen. Am bundesweiten «Tag des offenen Denkmals» können in ganz Deutschland mehr als 8.000 Bahnhöfe, Mühlen, Kanalisationen, Webereien, Glockengießereien und andere historische Bauwerke besichtigt werden, die sonst verschlossen oder nur teilweise geöffnet sind, wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mitteilte.

Unter dem Motto «Gemeinsam Denkmale erhalten» solle das Engagement all jener in den Mittelpunkt gerückt werden, die sich für die Pflege und den Erhalt der Denkmäler einsetzten, sagte der Bremer Landeskonservator Georg Skalecki am Dienstag. «Besonders ehrenamtlich Tätige und Vereine, die sich im gemeinsamen bürgerschaftlichen Engagement engagieren, stehen im Fokus.»

Die niedersächsische Eröffnungsveranstaltung findet in der Gedenkstätte Augustaschacht in Hasbergen bei Osnabrück statt. Sie erinnert am Ort des früheren Arbeitserziehungslagers Ohrbeck an die mehr als 2.000 Häftlinge aus 17 Nationen, die die Gestapo dort in der NS-Zeit gefangen hielt. Das denkmalgeschützte Lagergebäude war 1876 ursprünglich zur Entwässerung der nahe gelegenen Eisenerzgruben der Georgsmarienhütte eingerichtet worden. Zu der Feier wird unter anderem die niedersächsische Kulturministerin Gabriele Heinen-Kljaji
(Grüne) erwartet.

In Asche im Kreis Northeim können sich Besucher die Ausgrabungen einer um 1200 erbauten Kirche ansehen. Eine Ausstellung erläutert ausgewählte Funde und den Aufbau der Anlage. In Hannover ist das Kesselhaus der 1861 gegründeten Bettfedernfabrik erstmals von innen zu sehen. Mit dem acht Meter hohen Dampfkessel von 1927 wurden einst die Maschinen der Fabrik betrieben. Die Stiftung Schulmuseum der Universität Hildesheim bietet Unterricht aus der Zeit um 1900 an.

Die Eröffnung des Aktionstags in Bremen ist im «Haus der Bürgerschaft» geplant. Das Parlamentsgebäude am Marktplatz wurde am 9. September vor 50 Jahren eröffnet. Der Komplex zeige, dass es möglich sei, im historischen Umfeld modern zu bauen, sagte Skalecki, der den Denkmalschutz im Haushaltsnotlageland Bremen ansonsten als «ein ganz schweres Geschäft» bezeichnete. Den Bauherren begegne die Denkmalpfleger «mit Überzeugung, aber mit leeren Taschen». Landesarchäologin Uta Halle sagte, auch den Archäologen fehle es an Geld und Personal. Fünf Prozent dessen, was sich im Boden verberge, sei bekannt, «95 Prozent nicht».

Geldnot und der Boom im Wohnungsbau machen dem Denkmalschutz im Land Bremen Skalecki zufolge «stark zu schaffen». Auf den Immobilienquartieren laste ein «ungeheurer Investitionsdruck». Neubauprojekte zerstückelten stadtbildprägende Einheiten. In vielen Fällen komme der Denkmalschutz zu spät, um sich bei erhaltenswerten Gebäuden oder Ensembles ohne Schutzstatus abschließend zu positionieren.

Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu den «European Heritage Days» unter der Schirmherrschaft des Europarats. Die Koordination des 1993 eingeführten Aktionstags hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz übernommen. Im vergangenen Jahr besuchten etwa vier Millionen Menschen rund 7.700 geöffnete Denkmäler. In Bremen wurden den Angaben zufolge rund 16.000, in Niedersachsen etwa 300.000 Besucher gezählt.

Source: Kirche-Oldenburg