Ich sitze beim Bäcker und rühre gedankenverloren in meinem Kaffee. Noch ist Zeit, ich könnte wieder gehen. Über WhatsApp schreiben, dass mir was dazwischengekommen ist. Blödsinn! Ich schüttel über mich verärgert den Kopf. Wieder geht die Tür auf. Nichts. Fünf vor vier. Es klopft an der Scheibe. Meine Freundin. Sie lacht und winkt mir zu, dann eilt sie zur Tür. Ich atme noch einmal tief ein. Jetzt gibt’s kein Entkommen mehr. Sie weiß nicht, dass mich seit langer Zeit etwas belastet, dass ich ihr beichten muss. Nach einer Weile Smalltalk schaut sie mich an. „Du hast doch was…“ „Ja, also…“ Fange ich an. Erzähle ihr die ganze Geschichte. Wie es dazu gekommen ist. Wie schwer ich mich bis hierher getan hab. Dass sie mir wichtig ist. Und dass ich Angst habe. Sie sitzt starr, unbeweglich, sagt nichts. Sekunden ziehen sich wie Minuten. Dann steht sie auf. Geht um den Tisch. Nimmt mich in den Arm. Ich bin perplex. „Ich bin so froh, dass es nur das ist“, sagt sie, „Ich dachte schon, Du bist krank oder so.“ Noch Tage später bin ich erstaunt und frage mich, warum ich so lange so feige war.

 

Daniela Surmann, Pastoralassistentin in der Pfarrei St. Benedikt

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