Bremen (epd). Die europäische Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée hat die Bundesregierung aufgefordert, sich für das Rettungsschiff «Aquarius 2» im Mittelmeer einzusetzen und es unter deutsche Flagge zu stellen. Aktuell drohe der «Aquarius» der Entzug der Flagge und der damit verbundenen Registrierung durch Panama, sagte die Sprecherin der Organisation, Jana Ciernioch, am Montag in Bremen und fügte hinzu: «Ohne Flagge können wir nicht retten.» Derzeit sei das Schiff in Marseille. «Bis zur Klärung des Flaggenstatus ist die Crew an Bord zur Handlungsunfähigkeit gezwungen.»
Das 77 Meter lange ehemalige Cuxhavener Fischerei-Schutzboot war Anfang Februar 2016 von Bremerhaven aus ins Mittelmeer aufgebrochen, um dort Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. In mehr als 230 Einsätzen seien bisher knapp 30.000 Menschen gerettet worden, bilanzierte Ciernioch.
Im August sei dem Schiff auf Druck Englands bereits die Flagge von Gibraltar entzogen worden, berichtete «Aquarius»-Reeder Christoph Hempel. Nun drohe der gleiche Vorgang bezüglich der panamesischen Flagge auf politischen und wirtschaftlichen Druck Italiens, das keine Flüchtlinge mehr bei sich anlanden lassen wolle.
Auf diese Weise solle SOS Méditerranée daran gehindert werden, Flüchtlinge aus dem Meer zu retten, obwohl es dazu eine seerechtliche Verpflichtung gebe, sagte Ciernioch. Überdies sollten die zivilen Seenotrettungsorganisationen als Zeugen einer völlig verfehlten Flüchtlings-Politik der EU auf dem Mittelmeer aus dem Weg geräumt werden.
Schiffseigner Hempel steht hinter den Rettungsaktionen und hatte schon im Juli betont, laut internationalem Recht müsse jeder Mensch in Seenot gerettet werden. Dabei mache es keinen Unterschied, ob es ein leichtsinniger Freizeitsegler oder ein vor Not fliehender Mensch aus Afrika sei, betonte damals der Chef der «Jasmund-Shipping»-Reederei. Die Hilfsorganisationen «Ärzte ohne Grenzen» und «SOS Méditerranée» haben die «Aquarius» von der Bremer Reederei gechartert.
Source: Kirche-Oldenburg