Hannover/Berlin (epd). Wohlfahrtsverbände blicken mit Skepsis auf die Pläne von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) zur Einführung eines freiwilligen Wehrdienstes. «Bei allem Respekt vor neuen Ideen und vor dem Schutz der Heimat sollten wir nicht vergessen, dass es bereits gute Angebote gibt, sich im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhalts einzubringen», sagte Caritas-Präsident Peter Neher dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Donnerstag).
Dazu gehörten das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr, der Bundesfreiwilligendienst und das Programm «weltwärts» für Einsätze im Ausland. «Ob zusätzlich dazu ein Dienst an der Waffe Sinn macht, möchte ich mindestens kritisch hinterfragen», sagte Neher.
Am Donnerstag stellt Verteidigungsministerin Kramp-Karenbauer den neuen «Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz» der Bundeswehr unter dem Titel «Dein Jahr für Deutschland» vor. Er umfasst eine sechsmonatige militärische Grundausbildung sowie einen Zeitraum der Reserve von sechs Jahren.
Der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, übte scharfe Kritik an der Werbekampagne, mit der der Start des «Freiwilligen Wehrdienstes im Heimatschutz» begleitet werden soll. Er befürchte eine Benachteiligung sozialer Dienste im Wettbewerb mit der Bundeswehr, sagte Schneider dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland». Dies halte er für eine große Ungerechtigkeit.
«Es geht nicht nur um hohe Werbetats, sondern auch um Leistungen wie kostenlose Bahntickets für die Bundeswehr, die die Bundesregierung mal eben beschlossen hat, um die Bundeswehr attraktiver zu machen», fügte Schneider hinzu. Er kritisierte: «Wo ist die Wertschätzung für die Arbeit, die unsere Freiwilligen im sozialen und ökologischen Bereich leisten? Menschen die freiwillig in der Pflege, Alten- oder Behindertenhilfe arbeiten, bekommen nicht mal ihr S-Bahn-Ticket ersetzt.»
Für die Arbeiterwohlfahrt erklärte deren Chef Wolfgang Stadler, er lehne es ab, im Zusammenhang mit der Bundeswehr von einem Freiwilligendienst zu sprechen. Der Begriff müsse ein zivilgesellschaftlich geprägter sein und bleiben. «Die Idee, einen freiwilligen militärischen Dienst an Deutschland einzuführen, vermischt Begrifflichkeiten, die sauber getrennt bleiben sollten.»
Source: Kirche-Oldenburg