„Menschliches Leben muss am Ende so begleitet werden, dass niemand auf die Idee komme, sich selbst töten zu müssen“, sagt der EKD-Ratsvorsitzende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in einem Interview in dem von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg herausgegebenen Magazin „horizont E“. Die Glaubwürdigkeit der Kirche in dieser Frage hänge eng damit zusammen, dass das Versprechen auf Palliativmedizin und optimale Begleitung am Lebensende wirklich eingelöst werde. Deshalb sei die Politik nachdrücklich aufgefordert, sich an dieser Stelle zu bewegen. Aber er sei im Moment sehr optimistisch, dass das passiere, sagte der EKD-Ratsvorsitzende.

Eine Beihilfe zum Suizid könne niemals ärztliche Aufgabe sein, betont Dr. Michael Wunder, psychologischer Psychotherapeut und Mitglied des Deutschen Ethikrates, in seinem Beitrag. Dabei warnt er eindringlich vor einer Legalisierung durch den Gesetzgeber. Ein Suizid sei in aller Regel ein Hilferuf und nie ein Akt vollständiger Freiheit. Gleichzeitig würde eine Beihilfe zum Suizid die Assistierenden in einen tiefen Gewissenskonflikt und in ein Spannungsverhältnis zwischen Heilauftrag und Tötungshandeln stürzen.

Ähnlich sieht es auch Prof. Dr. Andreas Zieger, der bis zum Eintritt in den Ruhestand Ende 2014 Chefarzt der Klinik für Neuro-Rehabilitation am Evangelischen Krankenhaus in Oldenburg war. Er vertritt die Auffassung, dass das Leiden der Patienten dadurch verringert werden könne, „dass wir diese Menschen stärker am Leben teilhaben lassen“. Es sei wichtig, eine Umgebung zu gestalten, die einen Menschen willkommen heißt, auch wenn sein Leben am seidenen Faden hängt. Eine solche Willkommenskultur fördere Lebenskraft und Lebenswillen maßgeblich.

In Kurzstatements nehmen die Bundestagsabgeordneten aus der Region Stephan Albani (CDU), Karin Evers-Meyer (SPD), Astrid Grotelüschen (CDU), Peter Meiwald (Bündnis 90/Die Grünen) und Dennis Rohde (SPD) zu der im Herbst im Deutschen Bundestag anstehenden Entscheidung Stellung. Alle fünf sind sich einig in der Ablehnung einer gewerblichen, organisierten Sterbehilfe. Ebenso äußern sich Mitarbeitende aus der Diakonie und in den Hospizdiensten sowie Betroffene zu dem, was ihnen an der aktuellen Diskussion wichtig ist.
In einem Streitgespräch stellt sich der Regionalsekretär des Humanistischen Verbands Deutschlands in Oldenburg, Lutz Renken, den Ansichten der Palliativmedizinerin Dr. Silke Bednarz, der Klinikseelsorgerin Imke Hinrichs und des Vorsitzenden des Theologischen Ausschusses der Synode, Pfarrer Dr. Oliver Dürr.

Eine Übersicht über die im Bundestag diskutierten Positionen, Berichte über die Sterbehilfe in den Nachbarländern, theologische Überlegungen und Beiträge über das Ethik-Komitee im Klinikum Oldenburg sowie über den Fachbereich Gerontologie an der Uni Vechta runden das Themenheft ab.

Das Magazin der oldenburgischen Kirche wird über die Kirchengemeinden an ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden kostenlos verteilt. Zudem liegt es am kommenden Wochenende der Oldenburger Ausgabe der „Evangelischen Zeitung“ bei.

Die neue Ausgabe steht auch als pdf-Datei zum Download zur Verfügung (6,9 MB).
Source: Kirche-Oldenburg