Eine einmalige Vielfalt weltweiter Erfahrungshorizonte war am Freitagabend, 15. April, in Westerstede versammelt, als es im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Reformation und die Eine Welt“ um die Frage ging, was Mission heute bedeutet. Der Ev.-luth. Kirchenkreis Ammerland und das Evangelische Bildungswerk hatten zu diesem sehr gut besuchten Abend im Evangelischen Haus eingeladen.

„In Hamburg gibt es einen evangelischen afrikanischen Pastor, der Deutschland missionieren will, da er der Meinung ist, dass in unserem Land die Gefahr besteht, dass der christliche Glaube ganz verschwindet“ sagte die ehemalige Rasteder Pastorin Dr. Uta Andrée, Leiterin der Missionsakademie Hamburg, und machte damit deutlich, dass der Begriff der „Mission“ seine eindeutige Festlegung auf eine Richtung, nämlich die von „Norden“ nach „Süden“ verloren habe.

Anschließend stellte sie die drei Stipendiaten der Missionsakademie vor. Diese berichteten eindrucksvoll aus ihren kirchlichen Erfahrungshorizonten in Indien, Kolumbien und Tansania. Juan Esteban Londono aus Kolumbien plädierte dabei für eine Mission, die für Gerechtigkeit und Frieden weltweit eintrete. „Das Streben nach weltweiter Gerechtigkeit muss das Herzstück einer modernen Mission sein, die sich auf Jesus Christus bezieht“, so der junge Doktorand der Missionsakademie. Es gehe darum, bei den leidenden Menschen zu sein.

Auch Biniel Mallyo aus Tansania, einem afrikanischen Land mit stark wachsender Zahl an lutherischen Christinnen und Christen (derzeit 5,8 Millionen), trat für eine Mission ein, die sich konkret um das Wohl der Menschen kümmert. „Die Kirchen sind berufen zur leiblichen, mentalen, sozialen und geistlichen Entwicklung der Menschen beizutragen“.

Den Begriff „Mission“ ganz abschaffen und ihn durch den Begriff „Zeugnis“ ersetzen möchte Aravind Jeyakumar Moniraj aus Indien. „Wir müssen Christus durch das befreiende Evangelium bezeugen und selbst Schritte in Richtung Frieden, Gerechtigkeit und Integration gehen.“

Der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Jan Janssen, der auch Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Missionswerks in Hamburg ist, war ebenfalls als Podiumsteilnehmer in Westerstede zu Gast. Er dankte den ausländischen Gästen für den Einblick in ihre Glaubenswelten und ermunterte die Anwesenden bei allen Aufgaben, die Kirche und Glaube weltweit mit sich brächten, diese Aufgaben froh und zuversichtlich anzugehen.

Kreispfarrer Lars Dede leitete anschließend eine lebendige Debatte mit Beteiligung des Publikums. Hierbei ging es unter anderem um die Themen „Bildung“, die „Rolle der Frau“ und die „Bewahrung der Schöpfung“. Juan Esteban Londono aus Kolumbien brachte nochmals alles auf einen Nenner: „Wir sind heutzutage als Christinnen und Christen alle dazu aufgerufen, über alle Grenzen von Rassen und Religionen hinweg, für das Heil der Menschen zu arbeiten”.

Nach der abschließenden Diskussion beendete Kreispfarrer Lars Dede den interessanten Abend, den Bischof Janssen mit dem Segen beschloss. „Das war einmalig und ein ganz besonderes Erlebnis für mich, diese drei Theologen aus fernen Ländern an einem Abend in Westerstede erleben zu dürfen“, äußerte sich eine Teilnehmerin nach der Veranstaltung.

Ein Beitrag von Pfr. Bernd Göde.

Source: Kirche-Oldenburg