Die Qualität der Betreuung von Kindern in den Krippen und Kindergärten in Niedersachsen und Bremen hat sich verbessert. Doch die Bertelsmann Stiftung sieht in ihrer aktuellen Studie noch Ausbaubedarf.

Gütersloh/Hannover/Bremen (epd). In den Krippen und Kindergärten in Niedersachsen hat sich die Betreuungsqualität einer Bertelsmann-Studie zufolge leicht verbessert. Kamen zum 1. März 2012 rechnerisch 4,2 ganztagsbetreute Kinder auf eine Krippenfachkraft, waren es am 1. März 2017 noch 3,8, wie die Stiftung am Dienstag in Gütersloh mitteilte. Den Kindergartenkindern bietet Niedersachsen sogar nach Baden-Württemberg (1 zu 7,1) und Bremen (1 zu 7,7) die günstigsten Betreuungsverhältnisse (1 zu 8,2). Bremen steht mit einem Personalschlüssel von 1 zu 3,3 auch bei der Betreuung der unter dreijährigen Krippenkinder im Bundesvergleich gut da.

Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) nannte die Ergebnisse erfreulich. «Aber sie bieten noch keinen Anlass für Euphorie.» Vielmehr seien sie Ansporn. Tonne verwies auf die Beitragsfreiheit für Kindergartenkinder ab drei Jahren, die Niedersachsen im August eingeführt hat. Zudem solle sowohl die Qualität als auch die Quantität des Angebotes verbessert werden. Unter anderem habe das Land zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen und wolle mit dem Schuljahr 2019/2020 schrittweise eine Schulgeldfreiheit an den Fachschulen einführen.

Landtagsopposition und Experten forderten dagegen mehr Investitionen. «Die Qualität leidet unter der Beitragsfreiheit», sagte Julia Willie Hamburg von den Grünen. Das gehe zulasten des Personals. «Mit der Verlagerung der Sprachförderung in die Kitas sind die konzeptionellen Herausforderungen sogar noch gestiegen.» Laut der Studie gaben 2017 noch rund 17 Prozent der niedersächsischen Kita-Leiterinnen an, keine Zeit für Leitungsaufgaben zu haben. Der Bremer Kita-Experte Carsten Schlepper sagte dem epd: «Ich bin immer noch skeptisch, wie es gelingen soll, die seit August geltende Beitragsfreiheit und die im Koalitionsvertrag ebenso versprochene weitere Qualitätsverbesserung zu finanzieren.»

Das «Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme» der Bertelsmann-Stiftung sieht nach wie vor große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während 2012 in Niedersachsen und Baden-Württemberg beinahe gleich viele Kindergartenkinder von einer Fachkraft betreut wurden (1 zu 8,8 und 1 zu 8,6), muss fünf Jahre später eine Fachkraft in Niedersachen ein Kind mehr betreuen als in Baden-Württemberg. Regional zeichne sich ebenfalls ein Gefälle ab, mit Quoten bei den älteren Kindergartenkindern von einer Fachkraft auf 6,5 Kinder in Salzgitter zu deutlich schlechteren von eins zu 9,2 im Landkreis Leer.

Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Björn Försterling, mahnte angesichts der Unterschiede: «Die Betreuungsrelation im Kindergarten muss gesetzlich verankert werden.» Die Bertelsmann-Stiftung sieht für Niedersachsen und Bremen weiteren Ausbaubedarf. Dafür müssten in Niedersachsen zusätzlich 3.452 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte gefunden und weitere 159 Millionen Euro jährlich bereitgestellt werden, hieß es. Zudem würden in den Kitas in Niedersachsen weitere 1.527 vollzeitbeschäftigte Leitungskräfte benötigt.

Auch die Kindertagesstätten im Land Bremen sollen in einem Jahr für Drei- bis Sechsjährige beitragsfrei gestellt werden. Nach den Berechnungen der Stiftung muss Bremen insgesamt rund 13 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich in den Qualitätsausbau investieren.

Die Stiftung forderte bundesweit einheitliche Qualitätsstandards für Kitas. «Bund und Länder sollten sich in den anstehenden Verhandlungen zum Gute-Kita-Gesetz auf eine Verbesserung der Personalschlüssel und Leitungsausstattung konzentrieren», sagte Stiftungs-Vorstand Jörg Dräger. Die Bundesmittel sollten dabei nach der Anzahl der betreuten Kinder verteilt werden. Für Bremen etwa bedeute dies, dass der Bund die zusätzlichen Kosten komplett tragen würde.

Grundlage des jährlich aktualisierten Ländermonitors sind Auswertungen von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder unter anderem aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik.
Source: Kirche-Oldenburg