Rotenburg/Wümme (epd). Ein guter Kontakt zum Gemeindepastor ist Studien zufolge zentral für eine positive Beziehung zur evangelischen Kirche. Eine lokale kirchlich-religiöse Praxis sei stabil, wenn es persönliche Begegnungen gebe, sagte Gerhard Wegner vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch in Rotenburg bei Bremen. Wegner bezog sich dabei auf Ergebnisse einer repräsentativen Untersuchung zur Kirchenmitgliedschaft, für die das Emnid-Institut Ende 2012 insgesamt 2.016 Protestanten und 1.011 Konfessionslose befragt hatte.
Die Einstellung, man bleibe in der Kirche, weil das schon immer so gewesen sei, spiele dagegen kaum noch eine Rolle, sagte Wegner vor Pastorinnen und Pastoren der hannoverschen Landeskirche. «Früher musste man begründen, warum man austritt, heute ist es umgekehrt», sagte er. Neben dem Kontakt zum Pastor stabilisiere auch religiöse Erziehung in den Familien und das soziale Engagement der Kirchen die Mitgliedschaft. Weitere Brücken der Kirche in die Gesellschaft seien Amtshandlungen wie Taufen und Konfirmationen.
In einer Diskussion bestätigte Gemeindepastorin Anna Henken aus der Wingst im Landkreis Rotenburg, Gemeindearbeit sei vor allem Beziehungsarbeit. Ihr Kollege Björn Beißner aus Hambergen bei Bremen ergänzte, Pastoren müssten Persönlichkeiten «zum Anfassen» sein, etwa beim Ernte- oder Schützenfest.
Der Untersuchung zufolge verliert die evangelische Kirche von Generation zu Generation an Bedeutung – selbst bei den eigenen Mitgliedern. Nach den Ergebnissen sinkt nicht nur die Zahl der Kirchenmitglieder kontinuierlich. Es wächst auch die Gruppe derjenigen Menschen, die zwar der Kirche angehören, sich ihr aber kaum oder gar nicht verbunden fühlen.
Wegner kam zum sogenannten Generalkonvent in die Rotenburger Niedersachsenhalle, der Vollversammlung der etwa 250 Pastorinnen und Pastoren des evangelischen Sprengels Stade im Elbe-Weser-Raum. Zu diesem Kirchenbezirk gehören neun Kirchenkreise mit mehr als 500.000 Gemeindemitgliedern. Er zählt damit zu den größeren von insgesamt sechs Sprengeln der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.
Source: Kirche-Oldenburg