Goslar/Braunschweig (epd). Angesichts sinkender Mitgliederzahlen hat das Parlament der braunschweigischen Landeskirche nach intensiver Debatte umfassende Strukturveränderungen beschlossen. Die Synodalen stimmten am späten Freitagabend in Goslar mit großer Mehrheit für ein Gesetz, das die Kooperationen ihrer 389 Gemeinden verstärken soll.

Der Leiter der kirchlichen Rechtsabteilung, Hans-Peter Vollbach, betonte, dass durch eine neue Verteilung von Pfarrstellen Gemeinden auch im ländlichen Raum weiter versorgt würden. Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer ergänzte: «Wir ziehen uns nicht aus der Fläche zurück.»

Die drittgrößte evangelische Landeskirche Niedersachsens mit derzeit rund 360.000 Mitgliedern verliert nach eigenen Angaben jedes Jahr rund 5.000 Mitglieder, etwa durch Austritte oder die sinkende Geburtenrate. Durch ihre größtenteils ländlichen Regionen zwischen Wolfsburg und dem Südrand des Harzes sei die Kirche besonders vom demografischen Wandel betroffen, hieß es. Weil die Kirche langfristig auch mit weniger Kirchensteuer-Einnahmen rechnet, hatte die Synode bereits vor fünf Jahren beschlossen, dass sich bis 2020 die Zahl der Gemeindepfarrstellen weiter verringern müsse: von derzeit 190 auf 170.

Dem neuen Gesetz zufolge sollen sich in nächster Zeit in den 13 Propsteien Regionen bilden, die sich etwa an kommunalen Grenzen oder bisherigen Kooperationen orientieren. In diesen sogenannten «Gestaltungsräumen» arbeiten künftig drei bis sechs Pfarrer zusammen. Die Gemeinden könnten bei ihrer Zusammenarbeit dann zwischen drei unterschiedlichen Rechtsformen wählen.

Bei der Debatte am Freitag hatten mehrere Synodale die Befürchtung geäußert, dass die Eigenständigkeit und der Einfluss der Kirchengemeinden durch die neuen Regelungen eingeschränkt würden. Diskussionen gab es auch über den neuen Verteilschlüssel von Pfarrstellen, von dem vor allem ländliche Regionen profitieren.

Landesbischof Christoph Meyns hob vor allem die Chancen der neuen Regelung hervor. Die Gemeinden erhielten durch die Kooperationen etwa bis zum Jahr 2030 Planungssicherheit. Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die Ängste und Sorgen. Der Systemwechsel sei für die Haupt- und Ehrenamtlichen auch ein Verlust von vertrauten Strukturen, die eine gute Begleitung brauche. «Das ist ein gigantischer Trauerprozess.»

Der Vorsitzende des Gemeindeausschusses, Harald Welge, bezeichnete die Reform als eine der wichtigsten der vergangenen 50 Jahre. «Wir verändern die Struktur der Gemeinden, weil sich die Struktur der Kirche bereits verändert hat», sagte er. Noch 1970 zählte die Landeskirche mehr als 650.000 Mitglieder, im Jahr 2030 rechnet sie mit 250.000 Mitgliedern.
Source: Kirche-Oldenburg