Hannover (epd). Angesichts des weltweiten Artenschwundes mahnt der Umweltreferent der hannoverschen Landeskirche, Reinhard Benhöfer, vor allem eine Steuerung seitens der Politik an. Nötig sei eine Änderung der EU-Agrarsubventionen, sagte Benhöfer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Es ist dringend erforderlich, dass sich die Fördermittel stark nach den Umweltleistungen richten.» Der Biodiversitätsrat der Vereinten Nationen hatte am Dienstag einen Weckruf in die Welt geschickt. Eine Million Arten sind demnach vom Aussterben bedroht. Dafür macht die Studie neben dem Klimawandel und der Umweltverschmutzung auch eine intensive Landwirtschaft verantwortlich.

Die hannoversche Landeskirche setzt beim Artenschutz auf dem Kirchenland nach den Worten Benhöfers vor allem auf ein Miteinander zwischen Pächtern und den Kirchengemeinden als Landeignerinnen. Zudem wolle sie für EU-Förderprogramme werben, die dem Pflanzen- und Tierschutz dienen. Insgesamt besäßen die Gemeinden der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland rund 35.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche.

Benhöfer betonte, künftig müsste bei den EU-Subventionen leitend sein, welchen gesamtgesellschaftlichen Nutzen die Landwirtschaft erzeuge. «Die Landeskirche kann schwerlich eine eigene Agrarpolitik betreiben», sagte der Umweltreferent. Gerade im Flächenland Niedersachsen sei es schwierig, allgemeine Festlegungen zu treffen, da die Bedingungen in den verschiedenen Regionen zu unterschiedlich seien. Auch erfordere es viel Engagement von den Kirchenvorständen vor Ort, das Einhalten der Regeln zu überwachen.

So sei etwa ein Verbot des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat in den landeskirchlichen Musterpachtverträgen nicht enthalten. Sehr wohl werde es aber in einzelnen Kirchengemeinden diskutiert. Die Kirche wolle der Politik nicht mit einem Verbot vorgreifen, das einzelne Pächter durch Ernteausfälle massiv treffen könnte, erläuterte er. «Wir wägen ökologische und soziale Aspekte ab.» Über gesetzliche Vorgaben hinaus schrieben die Musterverträge aber vor, dass auf dem Kirchenland kein Klärschlamm ausgebracht werden dürfe. Zudem seien Fruchtfolgen festgelegt: «Es darf nicht nur Mais angebaut werden.»

Wichtiger sei aber, dass Förderprogramme der EU und des Landes Niedersachsen genutzt würden, mit denen unter anderem Blühstreifen an Ackerrändern und unbewirtschaftete «Inseln» auf den Feldern bezuschusst würden, die für das Überleben von Feldlerchen wichtig seien. «Diese Programme werden vermutlich auch auf Kirchenland noch zu wenig umgesetzt», sagte er. Um das zu ändern, plane die Landeskirche ab Herbst «Agrardialoge», die Fachleute, Pächter und Verpächter ins Gespräch bringen sollen.

Source: Kirche-Oldenburg