Hannover (epd). Die Gewerkschaft ver.di hat die kommunalen Arbeitgeber in Deutschland und den Bund aufgefordert, ihre Beschäftigten an der positiven Wirtschaftsentwicklung teilhaben zu lassen. «Die Verweigerung der Arbeitgeber steht im krassen Gegensatz zur wirtschaftlichen Lage im Lande», sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Frank Bsirske bei einer zentralen Kundgebung am Donnerstag in Hannover vor rund 10.000 Streikenden des öffentlichen Dienstes aus Niedersachsen.

Niemand habe etwas davon, wenn Krankenschwestern, Busfahrer oder Feuerwehrleute von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt würden, betonte Bsirske. Die Kommunen hätten im vergangenen Jahr einen steuerlichen Rekordüberschuss erzielt. Bereits seit sechs Jahren seien ihre Einnahmen höher als die Ausgaben. Die Gewerkschaft hatte im Tarifkonflikt mit Bund und Kommunen bundesweit zu Warnstreiks aufgerufen.

Ver.di fordert für die bundesweit rund 2,3 Millionen Angestellten des öffentlichen Dienstes einen Lohnzuwachs von sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro mehr pro Monat. Dafür legten in dieser Woche legten nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft bundesweit mehr als 100.000 Angestellte ihre Arbeit nieder. Allein am Donnerstag seien es rund 45.000 Mitarbeiter in elf Bundesländern aus allen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes gewesen. Für Freitag kündigte ver.di weitere Warnstreiks in Hamburg, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Rheinland-Pfalz an.

Der Bund und die kommunalen Arbeitgeber lehnen die Gewerkschaftsforderungen bislang ab, legten bei den bisherigen Tarifverhandlungen jedoch kein Gegenangebot vor. Arbeitgeber und Gewerkschaft treffen am kommenden Sonntag in Potsdam zur dritten Verhandlungsrunde zusammen.

Auch der Fachkräftemangel erfordere verbesserte Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst, argumentierte Bsirske. Arbeitsplätze in der Altenpflege oder Kinderbetreuung müssten attraktiver werden, da der öffentliche Dienst sonst den Wettbewerb um Fachkräfte verliere. Schon heute stocke der Ausbau der Kinderbetreuung, und Pflegebedürftige müssten wegen Personalmangel an Heimen abgewiesen werden. In den kommenden fünf Jahren gingen zudem mehr als 20 Prozent der Kollegen in Rente. Neue Fachkräfte müssten erst einmal gewonnen werden.

Für Auszubildende fordert die Gewerkschaft eine Lohnerhöhung von 100 Euro, 30 Urlaubstage und die unbefristete Übernahme aller Azubis nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung. «Unsere Gesellschaft ist auf einen funktionierenden öffentlichen Dienst angewiesen», betonte Bsirske.
Source: Kirche-Oldenburg