Hannover (epd). Zahlreiche Vertreter aus Gesellschaft, Wirtschaft und Religion kommen am Donnerstag in Hannover zu einer Anhörung über den geplanten neuen Feiertag für Niedersachsen zusammen. 22 Organisationen folgten der Einladung der Landtagsfraktionen, um bei einer öffentlichen Sitzung des Innenausschusses im Plenarsaal des Landtags über entsprechende Pläne von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zu beraten, wie der Landtag mitteilte. Die Grünen im Landtag bezweifelten unterdessen, dass die Anhörung einen Einfluss auf spätere Entscheidungen haben werde.

Ein Gesetzentwurf der rot-schwarzen Landesregierung sieht vor, den Reformationstag am 31. Oktober zum arbeitsfreien Feiertag zu machen. Bei der Anhörung kommen unter anderem mehrere jüdische Verbände und Gemeinden zu Wort. Der Verbandsvorsitzende Michael Fürst hatte scharfe Kritik an den Plänen von Weil geübt. Er verwies auf antisemitische Ausfälle des Reformators Martin Luther (1483-1546) und lehnte den Reformationstag als Feiertag daher ab.

Dreimal äußern sich Vertreter der Katholiken, unter anderem spricht Prälat Felix Bernard vom Katholischen Büro Niedersachsen. Auch er ist gegen den Reformationstag. Die Protestanten bildeten mit rund 45 Prozent nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung in Niedersachsen, argumentierte er. Wie Fürst plädierte Bernard stattdessen für den Buß- und Bettag, der Mitte November gefeiert wird.

Für die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen spricht Landesbischof Ralf Meister aus Hannover, für die Evangelisch-reformierte Kirche deren Kirchenpräsident Martin Heimbucher. Zudem sind unter anderem die Unternehmerverbände, der Deutsche Gewerkschaftsbund, zwei religionskritische Organisationen sowie die Alevitische Gemeinde vertreten. Wirtschaftsvertreter hatten einen neuen Feiertag im Vorfeld grundsätzlich abgelehnt.

Grünen-Fraktionschefin Anja Piel kritisierte am Mittwoch in Hannover, die Anhörung werde «über den Status einer Alibi-Veranstaltung leider nicht hinauskommen». Sie befürchte, dass Kritik von der Landesregierung nicht berücksichtigt werde und bemängelte den eingeschlagenen Kurs als «Politik der Gutsherrenart». Stephan Weil habe den Reformationstag «in Stein gemeißelt und damit einen Feiertagsstreit und massiven Unfrieden über das Land gebracht». Die Grünen hatten zwei Alternativvorschläge unterbreitet: den Internationalen Frauentag am 8. März und den Europatag am 9. Mai.

Der Reformationstag erinnert an den Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert durch die Veröffentlichung der 95 Thesen über Missstände in der Kirche durch Martin Luther. Er ist bereits in Ostdeutschland außer Berlin gesetzlicher Feiertag. Schleswig-Holstein und Hamburg hatten den Tag vor einigen Monaten ebenfalls zum arbeitsfreien Feiertag erhoben. In Bremen gab es ein vorläufiges Votum der Bürgerschaft für den Reformationstag. Der niedersächsische Landtag will im Juni über den Feiertag entscheiden. SPD und CDU hatten angekündigt, für die Abstimmung den Fraktionszwang aufzuheben.
Source: Kirche-Oldenburg