Lengerich/Cloppenburg (epd). Mit einem neuen Verein unter dem Namen «Aktion Würde und Gerechtigkeit» wollen der frühere katholische Prälat und Sozialexperte Peter Kossen und seine Mitstreiter Arbeitsmigranten vornehmlich aus Ost- und Südosteuropa zu ihrem Recht verhelfen. Zu einer Auftaktveranstaltung des Vereins waren am Freitagabend rund 180 Menschen im westfälischen Lengerich zusammengekommen, wie der Pfarrer am Sonnabend mitteilte.

Kossen erläuterte, der Verein wolle durch ein Netzwerk von Juristen und juristisch geschulten Ehrenamtlichen den Arbeitsmigranten zu ihrem Recht verhelfen. Ihre oft prekäre und menschenunwürdige Lebens- und Arbeitssituation solle öffentlich gemacht werden. Kossen, der mittlerweile Pfarrer in Lengerich ist, setzt sich seit Jahren vor allem im Oldenburger Münsterland rund um Cloppenburg und Vechta für die Rechte von Arbeitsmigranten ein.

Nach wie vor würden diese Menschen ausgebeutet, in der Fleischindustrie, bei den Paketdiensten, auf dem Bau und in anderen Branchen, mahnte er. Der Verein wolle diese Maschinerie anhalten. Die Ausbeutung der Arbeitsmigranten funktioniere auch deshalb, weil man sie in einer sozialen Marktwirtschaft nicht für möglich halte. «Wir wollen die starkmachen, die unter die Räder kommen.»

Der Rechtsanwalt Gisbert Stalfort aus Osnabrück ergänzte als zweiter Vorsitzender des Vereins: Der Zugang zum Recht sei Wanderarbeitern häufig versperrt. Zu den Ursachen gehörten eine Unkenntnis der Rechtslage, die Sprachbarriere und eine Schwellenangst gegenüber Behörden und Gerichten. «Ihren Arbeitgebern, Vermietern und anderen Vertragspartner sind diese Menschen oft schutzlos ausgeliefert.»

Der westfälische Arbeitsminister Karl Josef Laumann (CDU) warb für effektivere Kontrollen bei der Einhaltung des Mindestlohnes. Die Europäische Union dürfe mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit nicht zu einem «Einfallstor für ausbeuterische Beschäftigung» in Deutschland werden, sagte Laumann den Angaben zufolge bei dem Treffen unter anderem von Gewerkschaftern, Politikerinnen, Juristen, Unternehmerinnen und Vertretern von Sozialverbänden.

Source: Kirche-Oldenburg