Vechta/Münster (epd). Der Vechtaer Weihbischof Wilfried Theising soll schon vor Bekanntwerden der Münsteraner Missbrauchsstudie von sexuellen Übergriffen katholischer Geistlicher gewusst haben. Darum habe er auch dazu gedrängt, das Ganze aufzuarbeiten, sagte das Oberhaupt der katholischen Christen im Oldenburger Land am Freitag dem Norddeutschen Rundfunk. Dennoch sei er tief bestürzt, die Fälle so zusammengefasst noch einmal vor Augen gezeigt zu bekommen.
Am Montag war eine Studie der Universität Münster vorgestellt worden, wonach 196 Kleriker aus dem katholischen Bistum Münster mehr als 600 Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Zum Bistum gehören auch Teile des Oldenburger Landes wie Vechta, Cloppenburg, Friesoythe, Delmenhorst oder Wilhelmshaven. Theising sprach dem NDR zufolge nun von einem System des Vertuschens und des Verschweigens, das die katholische Kirche in den vergangenen Jahrzehnten betrieben habe. Nichts von dem, was in der Studie veröffentlicht wurde, streite er ab.
Die beschuldigten Priester und auch die Mitwissenden sind inzwischen gestorben. Deshalb könne es für die Opfer keine Gerechtigkeit mehr geben, sagt Theising. Die Taten seien zudem verjährt.
Der Weihbischof bezeichnete es als eindeutig falsch, den Pfarrer N. 1971 nach Delmenhorst zu versetzen, obwohl bekannt gewesen sei, dass er Kinder sexuell missbraucht hatte. Theising sagte auch, dass die Situation für die Opfer bis heute fürchterlich sei. Denn jahrzehntelang hätten sie sich niemandem anvertrauen können, unter anderem aus Angst, dass sie die katholische Kirche in ein schlechtes Licht rücken könnten.
Das hat dem NDR zufolge auch ein Nachbar des ebenfalls beschuldigten Pfarrers B. in Neuscharrel im Oldenburger Münsterland bestätigt. B. wird in der Studie vorgeworfen, sich in den 1980er-Jahren an Kindern und Frauen vergangen zu haben. Der ehemalige Nachbar sagte dem NDR, dass seine Taten im Dorf bekannt gewesen seien. Er sei aber nun mal der Priester gewesen, deshalb hätte man im Dorf die Hand über ihn gehalten.
Theising ist seit 2016 der leitende katholische Theologe des Bischöflich Münsterschen Offizialats mit Sitz in Vechta, das zum Bistum Münster gehört. Bischof des Bistums ist Felix Genn. Dieser räumte am Freitag eigene Fehler ein und kündigte Konsequenzen sowie Reformen an.
Kirche-Oldenburg
Weihbischof Theising räumt Kenntnis von Missbrauchsfällen ein