Der Weltgebetstag (WGT) am 5. März war in diesem Jahr besonders. Der erste Freitag im März ist ein wichtiger Tag für Christinnen und Christen, der Jahr für Jahr gefeiert wird. Ökumene steht beim Weltgebetstag im Vordergrund der verschiedenen Kirchengemeinden. Seit vielen Jahren schließen sie sich zusammen um an wechselnden Orten, Kirchen und Gemeindehäusern zur Feier des Weltgebetstags einzuladen.
In diesem Jahr bewiesen die Frauen in den Kirchen und Gemeindehäusern in ihren sechs Kirchenkreisen im Oldenburger Land viel Fantasie. Die Corona-Pandemie schränkte die Planungen ein, doch ist das Ergebnis vielfältig und kann sich durchaus sehen lassen. Am Ende des Tages waren die mitwirkenden Frauen sowie die zahlreichen Besuchenden zufrieden.
In vielen Kirchen wurde unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen und Abstandsregeln der Gottesdienst gefeiert. Andere, die keinen Präsenz-Gottesdienst feierten, hielten Papiertüten „Zum Mitnehmen“, „WGT to go“ oder „Aus der Tüte“ zum Abholen bereit. Auch wurden Tüten, gefüllt mit der Gottesdienstordnung, einem Samentütchen und einem Spendentütchen direkt nach Hause gebracht.
Die Gottesdienstordnung für den Weltgebetstag bereiten in jedem Jahr Frauen eines anderen Landes vor. In diesem Jahr haben Frauen aus dem pazifischen Inselstaat Vanuatu diesen Tag vorbereitet. Gezeigt wurden Bilder von der traumhaften Schönheit des Inselstaates, mit Traumstränden und einem Überfluss an Früchten. Im Gegensatz dazu steht, dass: Vanuatu durch die Folgen des Klimawandels bedroht ist wie kein anderes Land der Erde. Es ist am stärksten gefährdet durch Zyklone, aktive Vulkane und Erdbeben. Vanuatu ist auf Platz eins der Weltrisikoliste. Die Inseln werden bald verschwunden sein.
Der Titel zum Weltgebetstag „Worauf bauen wir?“ könnte daher aktueller nicht sein! Die Frauen aus Vanuatu wollen dazu ermutigen, Jesu Worte als Grundlage allen Handelns zu sehen. „Unser Handeln ist entscheidend.“ Die Frauen in Vanuatu sind zuständig für die Versorgung und den Erhalt der Familie, dabei aber der Gewalt ihrer Männer ausgesetzt. In den Gottesdiensten erfuhren die Besuchenden von den Schicksalen und Lebensbedingungen einiger Frauen aus Vanuatu, vorgelesen durch die Veranstalterinnen.
Präsenz-Gottesdienste 2021
Stellvertretend für den Einsatz und das Engagement aller Teilnehmenden wird im Folgenden eine Auswahl von Gottesdiensten aus dem Oldenburger Land vorgestellt.
Stadtkirche Jever
Mit knapp 60 Besuchenden war die Stadtkirche Jever bis auf den letzten erlaubten Platz besucht. „Wir sind so ausgehungert nach Kultur“, bekräftigt Irene Janßen. Neun Frauen wirkten in diesem Jahr mit (Stadtkirche Jever, Ev.-luth. Kirche Clevers, kath. St. Benedikt-Gemeinde und Baptisten). Am Flügel begleitete Kreiskantor Klaus Wedel die Lieder, deren Texte gesprochen wurden. Durch die vorgegebenen Regeln fehlte die Aktivität der Besuchenden. Dennoch wurde der Gottesdienst als sehr schön empfunden. Janßen sagte: „Wir waren alle sehr berührt, von den eindrucksvollen Bildern. Es ist so wichtig, darüber ins Gespräch zu kommen.“ Das könne nicht durch Briefe oder Medienkontakt ersetzt werden. Die Begegnung mit den Menschen fand sie bereichernd.
St. Michael-Kirche Dreibergen
„Unfassbar dankbar sind wir, dass wir den Gottesdienst feiern können. Wir empfinden den Weltgebetstag als großen Segen“, sagte Sarah Rathjen vom Vorbereitungsteam der ev. Kirchengemeinde und der kath. Kirche in Bad Zwischenahn. Zwar erheblich verkleinert, freute sich das Team über viele Anmeldungen. Die verteilten Stühle in der Kirche waren alle besetzt.
„Wir haben ein relativ gutes Konzept gefunden“, positiv äußerten sich auch die Besuchenden. Das Motto visualisierte das Team durch zwei kleine Häuser, auf festem Grund und dagegen auf Sand. Die Lieder wurden von einer CD eingespielt und erklangen im Wechsel mit den Lesungen der sechs Ausführenden. Zum Schluss wurde die WGT-Kerze weitergegeben. Seit Jahren wandert diese Kerze in die nächste ausführende Kirche.
Kirche St. Marien, Hude
In Hude bot das ökumenische Team (Ev.-luth. Kirche St. Elisabeth und kath. Kirche St. Marien) zwei Gottesdienste in Folge an, so konnten mehr Besuchende teilnehmen. „Es ist ein besonderes Jahr, alles ist anders“, sagte Marion Borsum. In die Kirche zu schauen, wo nur vereinzelt Menschen in den Bänken säßen, sei nicht egal. Dennoch habe es gut geklappt. „Die Frauen von Vanuatu haben es einfach verdient, dass wir hier ihren Gottesdienst durchführen.
Die Frauen brauchen fünf Jahre, um die WGT-Gottesdienste auszuarbeiten. Da sind Menschen, die aus so einem gebeutelten Land kommen, aber so viel Hoffnung und Gottvertrauen mitbringen. Das können wir hier in unserer Welt gar nicht nachvollziehen.“ Sie warb um Spenden, um die vielen Projekte weiterhin zu unterstützen: „Es gibt Menschen, denen geht es so schlecht, wie wir es uns nicht vorstellen können“, betonte Borsig.
„Wie schön, dass überall trotzdem der Weltgebetstag stattfindet“, der Gedanke half Pastorin Birte Wielage. „Es ist ein Gebet, das um den ganzen Erdkreis geht – eine weltumspannende Bewegung, jeder einzelne kleine Ort nimmt teil. Das ist wie eine Menschenkette, die sich ausbreitet.“ Den Gottesdienst begleitete Organistin Karin Hirsch mit Gesang und an der Orgel.
Kirche St. Christopherus in Oldenburg
Sicherheit stand nach kontaktlosem Fiebermessen und Desinfektion, Maskengebot und zugeteilten Sitzflächen im Fokus der Kirche St. Christopherus in Oldenburg. Der Blick fiel auf die aufwändige Deko vom Altarraum bis in den Gang zwischen den Bänken. Die zehn Mitwirkenden (Thomaskirche/Kirchengemeinde Ofenerdiek und Martin-Luther-Kirche, St. Marien Oldenburg, Neuapostolische Kirche, Alexander Str. Oldenburg) verteilten sich im Altarraum. Im Seitenbereich agierten die Sängerin/Musikerin Ann-Kathrin Wolf und die Musiker Matthias Kroppka und Gerold Bartels.
Der Wechsel aus Musik, Gesang und Texten wurde begleitet durch Bilder, die Vanuatu auf einer Leinwand zeigten. „Die Texte sind allgemein gültig. Wir merken, dass auch wir vielfach betroffen sind“, sagte Walburga Hahn vom Vorbereitungsteam. Beeindruckt sei das Team von der unbändigen Freude und dem Lebensmut der Menschen im Pazifik. „Wenn der Glaube auf Felsen begründet ist und Halt gibt, geht man die Probleme an.“ Gut 50 Besuchende waren in der Kirche. „Das hat uns sehr gefreut.“ Wichtig war es dem Team, auf die notwendigen Spenden hinzuweisen.
Stadtkirche Delmenhorst
„Der Gottesdienst tat gut“, empfand Pfarrerin Nele Schomakers. Trotz verkürzter Liturgie, weniger Vorbereitungstreffen und reduzierter Anzahl der Frauen des ökumenischen Teams waren alle positiv gestimmt. Trotz aller Einschränkungen sei bei den Menschen viel angekommen. Es war liebevoll vorbereitet und dekoriert. Musikalisch unterstützten Andrea Steinecker und ihr Musikensemble.
„In dem Gottesdienstraum zu sein, zu wissen, auf der Welt feiern alle mit, Für war ein starkes Gefühl. Besonders als wir das „Vater unser“ gebetet haben, da haben wir die Verbundenheit stark gefühlt“, sagte Schomakers.
Die Kollekte ein sehr wichtiger Teil in allen Gottesdiensten
Der Großteil der jährlichen Kollekten und Spenden kommt entwicklungspolitischen Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnte das WGT-Komitee über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit ca. 69 Mio. Euro unterstützen. Vorgestellt werden Projekte auf der Internetseite https://weltgebetstag.de
Weitere Informationen finden Sie unter: www.weltgebetstag.de/kollekte-projekte/kollekte
Für das nächste Jahr wurden England, Wales und Nordirland (EWNI) als WGT-Länder gewählt. Sie werden die Materialien für die Gottesdienste vorbereiten.
Ein Beitrag von Bärbel Romey.
YouTube-Gottesdienst zum Weltgebetstag 2021 aus dem westfälischen Münster
Kirche-Oldenburg
Weltgebetstag 2021: „Worauf bauen wir?“