Ein kleines bisschen zögerlich wirkte der oldenburgische Bischof Jan Janssen schon, als er vor den Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Wildeshausen stand. Doch dann machte es sich der Theologe bequem. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, ließ er sich von ihnen hochheben, zum Crowdsurfing. Die Jugendlichen trugen ihren Bischof buchstäblich auf Händen – und er vertraute ihnen, dass alles gut gehen würde.
Denn darum ging es am Freitag im KonfiCamp am Rande der Weltausstellung Reformation in Lutherstadt Wittenberg: Vertrauen. „Trust and Try“, „Vertrau und probier“ lautet schließlich das Motto der insgesamt elf KonfiCamps, zu denen insgesamt rund 15.000 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus ganz Deutschland in Wittenberg erwartet werden. Und weil in dieser Woche zahlreiche Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der Nordwesten Deutschlands in Wittenberg dabei sind, haben es sich die drei leitenden Geistlichen der nordwestdeutschen Kirchen – neben Bischof Janssen auch der reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher und der Bremer Schriftführer Renke Brahms – nicht nehmen lassen, das Zeltlager im Norden Wittenbergs zu besuchen.
Derzeit ist die zweite KonfiGruppe aus dem Oldenburger Land in Wittenberg. 296 Teilnehmende waren am Mittwochmorgen in Butjadingen, Delmenhorst, Holle-Wüsting, Lemwerder, Nordenham-Blexen, Wildeshausen und Wilhelmshaven gestartet. Mitte Juli folgen weitere 85 Teilnehmende aus Apen-Augustfehn, Jever, Pakens, Hooksiel, Abfahrt ist am Mittwochmorgen, 19. Juli. Bereits in der vergangenen Woche waren 427 Teilnehmende aus Oldenburg, Metjendorf, Delmenhorst, Cloppenburg, Löningen und Dinklage in Wittenberg.
Als das „Non plus ultra“ wurden die Konfirmandencamps von der letzten EKD-Studie zur Konfirmandenarbeit beschrieben. „Es geht darum, den Horizont zu erweitern“, betont Bischof Janssen in Wittenberg. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden sollen andere Jugendliche aus anderen Gemeinden kennenlernen, nicht nur den eigenen Kirchturm sehen. Schließlich ist auch der heutige oldenburgische Bischof in einem kleinen Dorf hinter dem Deich bei Wilhelmshaven aufgewachsen. „Ich habe hier schon viele Leute kennengelernt“, bestätigt auch Tom Alter, Konfirmand aus Wilhelmshaven. Und Tom Kiesewetter, der auch aus der Hafenstadt stammt, sagt: „Ich habe erst gedacht, es könnte langweilig werden.“ Aber dem sei nicht so. „Man kann hier unheimlich viel machen.“
Auf dem Programm der Jugendlichen stehen Gottesdienste und Andachten ebenso wie Ausflüge nach Wittenberg, Workshops und klassischer Konfirmandenunterricht. Und das alles unter den besonderen Bedingungen eines Zeltlagers, in Gruppen, die über Gemeindegrenzen hinweg gemischt sind. „Ich finde das alles hier sehr beeindruckend, und sehr durchdacht“, sagte Janssen. Jugendliche hätten ja ohnehin einen weiteren Radius als die Ortsgemeinde: Zur Schule oder zum Sport führen sie ja auch in Nachbargemeinden. „Für das nächste Jahr gibt es Pläne, in Oldenburg ein Konfirmandencamp in Ahlhorn durchzuführen“, sagte Janssen. „Das kann ich mir sehr gut vorstellen.“
Source: Kirche-Oldenburg