Hospiz ist kein Gebäude. Hospiz ist eine Haltung. Ein Dienst an Menschen, die dem Tod nahe sind, und an trauernden Angehörigen. Und zwar überall, wo er erwünscht ist. Mit dieser Botschaft tingelte der Ambulante Hospizdienst Oldenburg fünf Tage durch die Wesermarsch, Friesland und das Ammerland – auf Fahrrädern, in einem Pulk von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, fröhlich klingelnd, Aufsehen erregend. Auf den roten Westen trugen sie das Credo: „Leben bis zuletzt! – Unterwegs für Ambulante Hospizarbeit“.  

Immer wieder klärten sie auf: Nein, nicht stationär! Ehrenamtliche kommen zu den Sterbenden nach Hause, in die gewohnten vier Wände. Oder ins Krankenhaus. Oder ins Seniorenstift. Der Ambulante Hospizdienst (AHD) ist unterwegs.

Mit fast 100 Unterstützerinnen und Unterstützern durch die Stadt
Am Mittwoch6. Juni, kehrten die radelnden Botschafterinnen und Botschafter von der „Leben bis zuletzt!“-Tour zurück. Zum Abschluss drehten sie eine weite Runde durch die Stadt Oldenburg. In Wechloy hatten sich viele weitere Unterstützerinnen und Unterstützer angeschlossen, so dass der „harte Kern“ von etwa 15 Teilnehmenden auf fast 100 anschwoll.

„Wir sind ein großer Lastwagen“, beschwor Renate Lohmann, Leiterin des Ambulanten Hospizdienstes in Oldenburg, Koordinatorin und Ideengeberin der Tour, die Radfahrenden, bevor es losging. Arme hoch, das heißt: anhalten. Arm rechts oder links: abbiegen. Arm federn: Vorsicht, Hindernis! „Wir bleiben dicht zusammen. Keine Lücken!“ Klare Ansagen, klare Zeichen. Renate Lohmann und Werner Gesk vom Orga-Team gaben an der Spitze des Pulks den Ton an, zur Sicherheit aller.

Ähnlich straff ging es während der zurückliegenden fünf Tage höchstens noch zwischen Dangast und Varel zu, wo sich spontan eine große Zahl Unterstützender angeschlossen hatte. Meist aber herrschte entspannte Ausflugsstimmung.

Starke Verbindung zwischen Hospiz-Aktiven
Dass die Tour weit mehr als ein Ausflug war, zeigte sich an den Zwischenstationen. Überall dort, wo lokale Hospiz-Aktive die Gäste aus Oldenburg empfingen, gab es Sommerfeste, Info-Stände, in Nordenham die „Garten und Ambiente“, Luftballonaktionen, Ansprachen, Musik, Tanz, Shows. Festcharakter allerorten.

„Wir sind fantastisch versorgt worden mit Essen, Trinken und Umarmen; und unterwegs wurden begleitet und behütet“, sagt Renate Lohmann. Dann zitiert sie Günter Steinmeyer (77), der die ganze Strecke über Elsfleth, Brake, Nordenham, Eckwarderhörne, Wilhelmshaven, Dangast, Varel, Westerstede und Oldenburg mitgeradelt war: „Wir kamen irgendwo an, wir kannten die Menschen nicht und fühlten uns trotzdem wie alte Freunde. Die ganze Zeit sind wir auf einer Hospizwolke geflogen“. Worte, die allen aus der Seele sprachen.

Die „Leben bis zuletzt!“-Tour habe unter den eigenständig arbeitenden Hospizvereinen-, bewegungen und -stiftungen der Umgebung ein riesiges Netzwerk gespannt, freut sich Lohmann. Daran soll nun weiter geknüpft werden.

Politiker unterschreiben Hospiz-Charta
Auch Politiker beschäftigte das Thema Hospizarbeit. In Elsfleth unterzeichneten der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler (CDU), und der Landtagsabgeordnete Horst Kortlang (FDP) eine Hospiz-Charta. Damit erklärten sie ihren Willen, für geeignete Strukturen zu sorgen, um eine flächendeckende Versorgung und um Qualitätsstandards sicherzustellen. Auch andernorts waren Bürgermeister und Kommunalpolitiker mit von der Partie. Zur Abschlussveranstaltung im Hause des Ambulanten Hospizdienstes Oldenburg an der Haareneschstraße „verneigte“ sich Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler vor der Arbeit der Ehren- und Hauptamtlichen und stieß mit allen gemeinsam auf die erfolgreiche Fahrrad-Tour an.

Unterwegs fürs Unterwegssein
Die Bilanz derer, die – wie Günter Steinmeyer – von Anfang bis Ende dabei waren, fiel eindeutig aus: „Perfekt“ fand Christine Gellrich die Tour. Und Barbara Duis sagt: „Wir haben klären können, was wir klären wollten.“ Tom Steffens, der die Aktion fotografisch und filmisch begleitete, sah die Absicht des Unterwegsseins bestätigt, nämlich Aufmerksamkeit zu schaffen für den ambulanten Charakter des Hospizdienstes.

Ein Beitrag von Laelia Kaderas.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.hospizdienst-oldenburg.de
Source: Kirche-Oldenburg