„Das Evangelium, die frohe Botschaft, ist mehr als nur ein freundlicher Zuspruch, nämlich die Nachricht über ein Navigationssystem. Folge diesem Weg, lebe danach. Nimm teil, gib Teil daran“, deutete Bischof Jan Janssen einen Bibeltext aus dem Buch Josua im Alten Testament in seiner Predigt am Sonntagabend in der St.-Nikolai-Kirche in Stollhamm. Sie war die elfte der 17 Stationen umfassender Gottesdienstreihe unter dem Motto „Ein feste Burg – ein frischer Blick“, mit der die Evangelisch-Lutherische Landeskirche das Reformationsjubiläum im ganzen Oldenburg Land feiert.
„Einen frischen Blick wollen wir werfen auf unseren evangelischen Glauben, um zuversichtlich nach vorne und ermutigt zu neuer Beteiligung an unsere Welt zu schauen. Dazu soll uns das helfen, was Martin Luther für die Kirche neu entdeckt hat im neuen Nachdenken über den Glauben, beim Bibelübersetzen oder in seinen Worten und Liedern“, sagte Bischof Jan Janssen.
Er macht das Luther-Lied „Getrost ist mir mein Herz und Sinn“ (Evangelisches Gesangbuch 519,1) zum Mittelpunkt seiner Predig. Der Text nimmt den Lobgesang des Simeon aus dem Lukasevangelium auf. Das Loblied hat der Mönch Luther jahrelang Abend für Abend im Kloster gesungen. Aus vier Bibelversen formte Luther vier Liedstrophen. „Luther formulierte dabei oft doppelt: Fried und freund – Herz und Sinn – sanfte und stille. Das hilft, sich die Worte besser einzuprägen, bekräftigt den einen, weitet zudem den anderen Gedankengang und regt uns zum Weiterdenken an: Leben und Heil – Not und Sterben – Heil und Licht“, so Jan Janssen.
„Wir sollten singen wie Simeon und loben wie Luther. Mit jeder Begegnung mit anderen Menschen, Nahen und Fernen, Nächsten und Feinden, bekommen wir Gelegenheit dazu, weil hinter dieser Begegnung Gott spürbar wird. Gottes Barmherzigkeit, Gottes Gnade lässt uns leben. Das ist Martin Luthers große Neuentdeckung zur Reformation“, erläuterte der Bischof.
Dass Stollhamm zu den 17 Kirchengemeinden gehört, die für den Reformationsjubiläum-Gottesdienstreigen ausgewählt wurde, freute besonders Pfarrer Joachim Tönjes, weil er damit Bischof Jan Janssen erstmalig in dessen jetzt neunjähriger Amtszeit in der St.-Nikolai-Kirche begrüßen konnte. Lektorin Kristin Friedrich-Hennicke las zur Einstimmung auf die Predigt aus dem Buch Josua.
Musikalisch eröffnet und beendet wurde der Abendgottesdienst mit den Liedern „Gaff nicht in den Himmel“ und „Verleih uns Frieden gnädiglich“ aus dem Martin-Luther-Oratorium. Dargeboten wurden sie vom Projektchor Butjadinger, verstärkt durch Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores „Neuenburger Schlossgesang“, unter der Leitung von Gaby Menzel, die auch Organistin der Kirchengemeinde Stollhamm ist. Sie und einige weitere Chormitglieder traten dabei in Trachten aus der Luther-Zeit auf.
Der Butjadinger Projektchor und der Kirchenchor „Neuenburger Schlossgesang“ werden 17 Lieder des Martin-Luther-Oratoriums bei Konzerten am Sonntag, 10. September, in der Schlosskapelle in Neuenburg sowie anlässlich der Butjadinger Kunst- und Kulturwochen „Gezeiten“ am Sonntag, 17. September, in St.-Nikolai-Kirche in Stollhamm darbieten. Beginn ist jeweils um 17 Uhr. Bei dem Oratorium handelt es sich um einen poppigen Streifzug durch das Leben des Reformators Martin Luther.
Seinen Besuch in Stollhamm nutzte Bischof Jan Janssen nach dem Gottesdienst bei einem Beisammensein im Stollhammer zu Gesprächen mit Gemeindegliedern. Die Gottesdienstreihe „ Ein feste Burg – ein frischer Blick“ wird am Sonntag, 10. September, um 18 Uhr in der St.-Marien-Kirche in Großenkneten fortgesetzt. Dort wird der Bischof in der Predigt elementare Glaubensthemen zu Luthers Lied „Nun freut euch, lieben Christen“ entfalten.
Rolf Bultmann
Source: Kirche-Oldenburg