Wunde Punkte in der Südstadt, Punkte, an denen Leid besonders sichtbar wird, werden in der Woche vor Ostern in Wilhelmshaven zu „Passionspunkten“. Die Wilhelmshavener Christus- und Garnisonkirche bietet solche besonderen Passionsandachten an besonderen Orten mit besonderen Themen nun bereits zum 16. Mal an. Mittlerweile hat das Konzept einige Nachahmer gefunden, unter anderem auch in Oldenburg, Delmenhorst und in Berlin.

In diesem Jahr stehen Zahlen im Mittelpunkt der „Passionspunkte“. An insgesamt sieben Orten finden die Andachten statt, allein das Drumherum erinnert schon an eine Leideszeit. „Es gibt keinen Kuschelfaktor, wir bieten keine Sitzplätze und das Wetter ist, wie es ist. Es kann dabei auch schon ungemütlich werden, das gehört zum Konzept“, sagt Pastor Bernhard Busemann, der gemeinsam mit Pastor Frank Morgenstern die Reihe vorstellte. Ab Sonntag, 20. März, finden die „Passionspunkte“ an jedem Abend bis zum Karsonnabend um 18 Uhr statt.

Zum Auftakt heißt es „8 Flüchtlinge“ – das ist die offizielle Zahl der Vereinten Nationen, acht Flüchtlinge treten derzeit pro Minute die Flucht an. Treffpunkt ist in einem ehemaligen Supermarkt an der Grenzstraße 24 in Wilhelmshaven im Jade-Zentrum. Der Ort sei mittlerweile zu einem Segensort für Flüchtlinge geworden, so Morgenstern, denn hier wurde mittlerweile ein großes Lager für Kleidung und allerlei Bedarfsgegenstände eingerichtet. An diesem Ort wird wie an allen anderen Orten auch, „Fachpersonal“ über den Ort selber referieren. Es folgt ein geistlicher Impuls durch einen Pastor und passende Musik durch Chöre, Solisten oder Gruppen.

Am zweiten Punkt heißt es „435 Menschen“, Treffpunkt ist in einem ehemaligen Bunker, der umgebaut wurde und heute ein Wohnhaus an der Rheinstraße 114 ist. Der dritte Punkt am Dienstag, 22. März, beleuchtet „28 Zentimeter“ und findet im Marinemuseum, Südstrand 125 statt. Objekt ist das Kanonenrohr des Schlachtschiffs Seydlitz, 28 Zentimeter ist die Geschossstärke. 

Am Mittwoch, 23. März geht es um „12 Millionen“ Zugvögel, Treffpunkt ist der Deich am Jadebusen in Höhe Anton-Dorn-Weg 59. „8645 Tote“ sind Thema am Gründonnerstag, 24. März, in der Christus- und Garnisonkirche, Am Kirchplatz 2. Im Mittelpunkt steht die Schlacht im Skagerrak, die Motiv des Altarbilds in der Christus-und Garnisonkirche ist.  Am Karfreitag geht es um „2 Meter“ und die ständige Auseinandersetzung mit der Naturgewalt Wasser und Wind, die an der Küste erlebt werden. Dazu geht es in die Kunsthalle, Adalbertstraße 28, denn hier gibt es eine aktuelle Ausstellung, die sich mit dem Thema auseinandersetzt. Den Abschluss macht am Karsamstag „111 Jahre“, dazu wird das ehemalige Willehad-Krankenhaus, Ansgaristraße 12 besucht. Die Klinik wurde vor zwei Jahren geschlossen und hier fand auch der erste Passionspunkt überhaupt statt.

An den Passionspunkten nehmen regelmäßig zwischen 100 und 180 Personen teil, die Hälfte von ihnen steht sonst eher distanziert der Kirche gegenüber. „Wir beobachten anders als in anderen Gottesdiensten von Jahr zu Jahr mehr Interessierte“, berichtet Frank Morgenstern.
Annette Kellin
Source: Kirche-Oldenburg