Seit Stunden habe ich einen Ohrwurm. Beim Aufräumen fand ich heute morgen meine Chortasche, darin eine Mappe und viele lose Liedblätter. Eines entwischte mir, ich hob es auf und las: „Wo ein Mensch Vertrauen gibt,“… den Rest habe ich mitsamt der Melodie im Kopf und da spukt das Lied nun schon den ganzen Tag herum. „Wo ein Mensch Vertrauen gibt, nicht nur an sich selber denkt, fällt ein Tropfen von dem Regen, der aus Wüsten Gärten macht.“ Die Töne des Liedes hüpfen wie Regentropfen auf einem Schirm. Wüste, denke ich, nicht rausgehen können, so wie in diesen Wochen, ist wie eine Wüste, leer, endlos, bedrohlich. Nicht meine Welt. In der Wüste finde ich meine Lieben nicht, die, die ich sonst regelmäßig sehe, die mich besuchen, die ich nun aber nicht treffen kann. Auf unbestimmte Zeit. Schlimm. Der Ohrwurm lehrt etwas anderes. Wenn ich mein Vertrauen wiederfinde, kann das ein Tropfen sein, der aus Wüsten Gärten macht. Das Vertrauen, dass diese Wüstentage vorüber gehen, muss ich mir jeden Tag wieder erarbeiten. Mit anderen Menschen reden, hilft mir dabei. Zum Glück gibt es das Telefon.
Christa Bruns
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