Wenn Politiker auf Staatsbesuch sind, wird oft der rote Teppich ausgerollt. Militär tritt an, junge Menschen schwenken Fähnchen, eine Kapelle spielt, alles ist geschmückt und bereitet.
Als Jesus damals in Jerusalem einzog, war es anders.
Die Menschen winkten mit Palmzweigen, legten Kleider auf die Straße.
Jesus saß, so sagt es die Bibel, auf einem Esel.
Etwas, das später groß werden sollte, begann klein und bescheiden.
Gestern war der 1. Advent. Da hören wir von Jesu Ankunft in Jerusalem.
Für mich ist es immer ein wunderbarer Moment, wenn ich in der Kirche im Gottesdienst spontan frage, wer die erste Kerze auf dem Adventskranz anzünden möchte.
Dieses Mal war es ein junges Mädchen.
Die Augen der Eltern strahlten, das Kind war stolz wie Oskar und in der Kirche war es für einen Augenblick ganz still.
Dann setzt die Orgel ein, wir haben gesungen, alles so wie immer.
Aber es ist nicht alles wie immer.
Wir sitzen in der Kirche, manche mit Decken, die wir im Ausgang bereit gelegt haben, weil wir nicht mehr mächtig heizen können.
Die Zeiten ändern sich.
Viele Menschen schauen mit großer Sorge dem Winter entgegen.
Kann ich das bezahlen?
Oder schauen in Richtung Ukraine.
Was wird das noch geben?
Das Mädchen zündet die erste Kerze auf dem Kranz an.
Jede Woche soll es etwas heller werden.
Bis Weihnachten, bis zum Fest der Lichter.
Plötzlich habe ich den Stall vor Augen, Sie wissen schon, Bethlehem, die Hirten, die Könige, Eltern mit einem Kind, Engel im Hintergrund.
Sie hatten nicht einmal Decken, nur Stroh. Alles sehr einfach.
Es begann ganz klein. Und wurde groß.
Die Botschaft der Mitmenschlichkeit.
Sie braucht keinen roten Teppich.
Stefan Stalling
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