Ich sitze in der Kirche und spüre die Stille um mich herum.
Der Tag war voll,
voller Termine, Gedanken, Menschen
Jetzt sitze ich einem Moment auf der ersten Bank und schweige.
Zwei Kinder kommen in die Kirche, schlurfen vorbei und gehen zum Kerzenbaum.
Sie sehen mich in der ersten Bank sitzen.
„Ich kenn dich vom Schulgottesdienst, Du bist der Pastor“ – sagt einer der Jungen
„Warum sitzt du hier“? fragt das Mädchen.
„Oh, ich brauchte einen Augenblick der Stille“ antworte ich.
„Wozu soll das gut sein?“ fragt sie.
„Stille tut gut. Diese Kirche hat ganz dicke Mauern, damit der Lärm und die Stürme da draußen bleiben. Horcht mal, am besten schließt ihr die Augen“ antworte ich.
Und tatsächlich, die beiden schließen die Augen und lauschen der Stille.
„Hier ist unser Taufstein und in dieser Kanne ist Wasser“,
sage ich zu den beiden.
„Guckt mal ins Taufbecken, was seht ihr?“
Ich gieße Wasser hinein, es fließt sprudelnd ins Becken.
„Na ich seh nur Wasser?“ sagt der Junge,
„sonst nichts.“
Wir warten einen Augenblick, bis das Wasser im Taufbecken zur Ruhe gekommen ist.
„So jetzt guckt noch mal hinein. Was seht ihr jetzt“
„Jetzt kann ich mich sehen, wie in einem Spiegel. Da bin ich.“
„Genau, als ich das Wasser hineingegossen habe,
da war es unruhig und ihr konntet nichts erkennen. Jetzt ist das Wasser ruhig und ihr erkennt euch selbst. Genau so geht es mir mit der Stille in dieser Kirche.“
Rainer Claus, Pastor der Heppenser Kirche
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