Drei Wochen sind es in diesem Jahr nur. Drei statt vier Wochen Advent, weil der Heilige Abend auf einen Sonntag fällt.
Zeit des Wartens. Warten auf das große Fest.
Der Advent ist für viele voll mit Feiern, mit Weihnachtsmarkt und Geschenke kaufen.
Das hat ja mit Warten nicht viel zu tun. Ist vielleicht auch gut so.
Weil wir Menschen meist nicht so gerne warten.
Auf eine ärztliche Untersuchung, die man nicht schnell bekommt. Der Termin erst im nächsten Jahr.
Warten auf das Ergebnis einer Diagnose beim Arzt.
Die Gedanken fahren Karrussel. Auch nachts. Was, wenn es nicht gut wird?
Warten im Seniorenheim. Warten auf die Tochter, den Sohn, die Enkelin. Auf irgendeinen Menschen. Die wollten mich doch besuchen. Wann wird das sein?
Erstarrtes Warten Im Blick auf die Welt. Wie geht das alles weiter?
All das Leid, all die Kriege machen uns so sprachlos und ohnmächtig.
Warten und Bangen und Hoffen auf bessere Zeiten.
Ausgang ungewiss.
Advent ist Warten in einer uralten Hoffnung, die so viele Menschen vor mir ausgeformt haben.
Auf einen, der kommt und der Gutes bringt.
Hosianna! rufen die Menschen Jesus zu, als er nach Jerusalem kommt, in die Hauptstadt, nachdem er drei Jahre in der Provinz geheilt, gepredigt und getröstet hat.
Hosianna! Das ist die Bitte „O Gott, hilf!“
Auch die Gewissheit, dass er es tut. Beides in einem Wort.
Er soll bringen, was diese zerrissene Welt und unsere bangen Herzen brauchen:
Menschenfreundlichkeit, Frieden, Trost.
Ist es blauäugig, naiv, utopisch, gar kindlich, so zu warten und zu hoffen?
Dass Gott in die Welt kommt und sie heil macht?
Mag sein.
Egal. Hier warte ich total gerne. Diese Erwartung möchte ich mir nicht nehmen lassen.
Warten in einer uralten Hoffnung. Nicht nur drei Wochen im Advent, sondern ein ganzes Leben.
Stefan Stalling, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Neuende
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