Mein Landmann, der chilenische Anti-Poet Nicanor Parra, kreierte im Sinn einer poetischer Religionskritik ein eigenartiges Agnus Dei: „Lamm Gottes das du hinwegnimmst die Sünden der Welt / Sei doch so gut und sag mir die Uhrzeit / Lamm Gottes das du hinwegnimmst die Sünden der Welt / Gib mir deine Wolle für einen Pullover.

Das Anliegen Parras ist bekanntlich nicht konfrontativ, sondern reflexiv. Wir können damit über die tiefe Bedeutsamkeit unserer Glaubensaussagen nachdenken. Demzufolge verstehe ich es nicht wie eine Beleidigung. Ich sehe eher eine Möglichkeit, über den Sinn der Dogmen und unserer religiösen Zeremonien zu reflektieren, damit wir einen Zugang zu dem schaffen, was wir meinen, wenn wir über göttliches oder wichtiges sprechen und dementsprechend handeln. 

Die Dichtung, die Literatur und der Humor sind gute Werkzeuge, um die menschliche Reflexion anzuspornen. Dazu gehört auch die Reflexion über die Beziehung zu Gott, den Anderen und der Welt, die sich besonders in den kleinen Momenten des Lebens vollzieht. Gott helfe uns, seine Anwesenheit in unserem Alltag zu spüren.

Andrés López
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