Ein Kartoffelsack, zwei Fleece-Decken – mit Kreppband zusammengehalten, zwei Holzschwerter, ein Holzschild und ein Steckenpferd. All das liegt in der großen Pappkiste. „St. Martin“ steht drauf.

Die vier Grundschülerinnen schauen alles an, verteilen die Rollen: Mal gibt es St. Martin, den armen Mann, natürlich das Pferd und einen Passanten, der vorübergeht, ohne den Bettler zu bemerken. Mal gibt es aber auch Martin und Martina, die gemeinsam unter dem roten Fleecedecken-Mantel stecken.      Im Schild klebt innen Text. Vor ein paar Jahren hat eine Konfirmandin, die St. Martin spielte, dadurch eine Gedächtnisstütze gehabt. Nun lesen die Mädchen die Worte, die im Schild kleben. Aber es ist nur eine Hälfte des Dialogs. Was der arme Mann antwortet, müssen sie sich spontan ausdenken. Und immer erzählt der arme Mann, was ihn in diese Situation gebracht hat. Warum ist der arme Mann in der St. Martinsgeschichte arm? Hab ich mich das eigentlich schonmal gefragt? Und was hat ihn arm gemacht? Die Mädchen zumindest gehen wie selbstverständlich davon aus, dass es ihm früher einmal besser ging, bis ein einschneidendes Erlebnis sein Leben veränderte – so wie jetzt auch wieder, als St. Martin seinen Mantel mit ihm teilt.

Natascha Faull / Pastorin im Stadtnorden Wilhelmshavens
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