„Bin im Garten“ – als folgten sie einem Schild, spürten sie Jesus in dunkler Nacht zielsicher zwischen den knorrigen Bäumen des Olivenhains von Gethsemane auf, um ihn zu verhaften. Feldsteine umfriedeten diesen Flecken am unteren Fuße des Ölbergs. 

Der Ölberg hatte sich in der letzten Phase als bedeutungsvoller Ort erwiesen: Von hier aus begann der umjubelte Einzug nach Jerusalem, von hier aus hatte er mit Blick auf den Tempelberg die Rede von der Endzeit gehalten und nach Einbruch der Dunkelheit wurde der Garten Gethsemane ihr regelmäßiger Zufluchtsort, denn sie hatten sonst keine Herberge in der Stadt. Über den Ölberg hinweg hätte der Fluchtweg nach Osten offen gelegen. Zurück in die Stadt führte der Weg in den Konflikt. Jesus schlägt die Chance zur Flucht aus, sein gewaltsames Geschick holt ihn noch an Ort und Stelle ein. 

Doch Gethsemane bleibt ein Friedensgarten. Dort, wo sie sich zurückzogen, um zu wachen und zu beten, droht eine bewaffnete Eskalation, bis Jesus spricht: „Stecke dein Schwert an seinen Ort, denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen.“ Von nun an wird sein Weg ans Kreuz der Weg des gewaltfreien Widerstands sein. So als stellte sich ein wehrloser Mann vor einen Panzer, um ihm Einhalt zu gebieten.  

Christian Scheuer
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