Als ich Kind war, gab es etwas, was mir ziemlich zuwider war: das Aufräumen. Aber die Eltern bestanden darauf. Sehr ärgerlich! Allmählich lernte ich: Aufräumen heißt auch: ausräumen. Dinge, mit denen ich früher gern gespielt hatte, lagen nun nur noch herum und nahmen Platz weg für Neues. Also: ausräumen! weg damit! Aber da gab es auch einiges, was ich aufbewahren wollte, was ich nicht einfach wegtun konnte. Es hatte für mich einen besonderen Wert. Also: doch nicht wegtun! Aber das Neue muss doch auch seinen Platz bekommen – es ist mir wichtig, wichtiger als das Kleid, das mir längst nicht mehr passt. Wichtiger als mein erstes Gebrauchsgeschirr aus meiner Studentenzeit, Aufräumen, ausräumen, ordnen – das ist nicht leicht. Beim Ordnen eines Nachlasses kommen Erinnerungen – das kann ich doch nicht alles wegtun, auch wenn ich es im Augenblick als Ballast empfinde.
Mit der Kirche ist es ähnlich: Da hat sich im Laufe von inzwischen fast zweitausend Jahren vieles angesammelt – brauche ich das noch? Oder kann das weg?
Martin Luther hat im 16. Jahrhundert vieles an der Kirche auszusetzen gehabt –er wollte aber keine neue, sondern eine erneuerte Kirche. Eine Kirche, deren Grundlage nicht durch zu viele Äußerlichkeiten verdeckt war.
Seine Grundlage war die Bibel – und sein Halt war Jesus Christus
So ist Erneuerung – Reformation – auch heute nötig und möglich packen wir es an!
Doris Semmler
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