Braunschweig/Wolfenbüttel (epd). Der Schriftsteller Axel Hacke sieht in der Gesellschaft derzeit eine Verrohung, wie sie schon lange nicht aufgetreten sei. Deshalb halte er eine Diskussion über den Umgang miteinander und das Zusammenleben für nötig, sagte Hacke dem Magazin "Evangelische Perspektiven" der braunschweigischen Landeskirche. "Da geht es zum Beispiel um den Ton, der im Alltag herrscht, in den sozialen Medien, in der Politik."

Das Zusammenleben sei nicht allein durch Gesetze zu regeln, betonte Hacke. "Das müssen wir immer wieder untereinander und mit uns selbst aushandeln." Viele Verhaltensweisen des Menschen ließen sich erklären. Beispielsweise sei der Populismus meist in einer tiefsitzenden Angst vor unbekannten Dingen, wie unkontrollierbaren, fundamentalen Veränderungen begründet. "In dieser Angst neigt der Mensch zum Zurückfallen in Hass und Gewalt."

Bei den Wählern der AfD sehe er eine "gewisse Grundwut" und das Gefühl, nicht ausreichend wahrgenommen zu werden, sagte der Autor. Es lohne sich, mit ihnen zu reden. "Die AfD ist für viele nicht unbedingt etwas, womit sie sich inhaltlich beschäftigt haben, sondern die große Hupe, mit der sie die herrschenden Eliten aufschrecken wollen." Ausgeschlossen seien aber Gespräche mit dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke oder dem AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland: "Das sind zynisch kalkulierende Rechtsradikale."

Die Kirchen könnten in der Diskussion um das gute Miteinander eine positive Rolle spielen, ergänzte Hacke. Gleichzeitig gebe es leider auch Beispiele dafür, dass die Kirche ihren eigenen moralischen Ansprüchen nicht gerecht werde. "Sie ist oft eine Organisation, in der Wasser gepredigt und Wein getrunken wird." Wichtig seien ihm vor allem die vielen Ehrenamtlichen, die sich in der Kirche engagierten, oder der einzelne Pfarrer, der die Menschen bewege.
  
Source: Kirche-Oldenburg