Ich verrate Ihnen mal mein Bankgeheimnis. Also jetzt nicht, wie’s auf meinem Konto aussieht. Eher, wie es auf der Sitzbank vor meinem Haus aussieht. Da habe ich so ein aus groben Eichenholzbohlen handgefertigtes Exemplar. Allerdings ohne den obligatorischen Spruch „Sett di daal“. Dafür mit vielen Erinnerungen. 

Zum Beispiel an den, der mir diese Bank vor vielen Jahren geschenkt hat. Kein leichtes Schicksal, als Kind durch die Folgen des Weltkrieges vertrieben, hat er bei uns in Friesland eine neue Heimat gefunden. Hat allerdings gedauert, bis ihm die Einheimischen einen Platz an ihrer Seite angeboten haben. Für mich hatte er immer einen Platz frei, letztes Jahr ist er verstorben, ich behalte ihn im Herzen. 

Als meine Mutter nicht mehr gut fußläufig war, wurde meine Bank für sie eine wichtige Zwischenetappe auf dem Weg durch den Garten. Ich sehe sie da noch sitzen.

Manchmal ist die Bank, der man die Jahre mittlerweile ansieht, auch Rastplatz für Durchreisende und Wohnungslose, die auf eine Ration Proviant aus dem Pfarrhaus warten, bevor es weitergeht. 

Da ist so viel, was ich durch meine Gartenbank auf der hohen Kante habe und was mir keiner mit Geld aufwiegen kann. „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe (Ps 91,1).

Christian Scheuer

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