Der alte Herr hat den Pastor eingeladen. Er sitzt mit der Familie in der Stube, geschwächt, aber aufrecht, bestimmend. Er ergreift das Wort: „Sagen Sie mir: Was ist das, Beten?“

Es klingt wie in einer Prüfung. Und der Pastor beginnt zu referieren. Was es für Arten von Gebeten gibt. Was Luther dazu sagt und andere kluge Leute.

Er merkt bald: Das ist es nicht. Der alte Herr wird ungeduldig und hakt ein – „Aber ich …“ 

Da sieht der Pastor ihn an. Und plötzlich versteht er: „Sie würden so gerne beten?“

Es ist, als ob sich ein Knoten löst. So tief der Seufzer. So anders die Stimme. Zögernd erzählt der Mann, wie er versucht sein Leben zu ordnen. Gott zu verstehen. Und zu beten. 

Da beginnen alle zu reden. Über ihre Gebete. Was tröstet. Was schwer fällt. Über die Angst ins Leere zu reden. Und die Erfahrung, dass sich etwas wunderbar wendet. 

Vieles bleibt offen. Aber dann sagt der Pastor: „Im Grunde geht’s darum, es einfach zu tun. Den ersten Schritt zu machen, wie bei einer Freundschaft. Zu beten. Und zu merken – der andere wartet schon auf mich.“

Meike von Fintel

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