„Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Heute müssen wir so von Gott reden, dass es möglichst viele Menschen verstehen,“ sagte Professor Dr. Frank Crüsemann bei seinem Vortrag vor vielen Zuhörern im Gemeindehaus in Apen. Im Rahmen der Veranstaltungen zum Themenjahr „Reformation Bild und Bibel“ hatte der Kirchenkreis und das Evangelische Bildungswerk Ammerland zu dem Vortrag „Das alttestamentliche Bilderverbot und der christliche Glaube“ eingeladen und mit dem Referenten eine herausragende Persönlichkeit zum Thema bekommen, der jüngst auf dem Kirchentag in Stuttgart die Vortragsäle bis auf den letzten Platz füllte.

Crüsemann bezog sich in seinem Vortrag immer wieder auf Luther, der Bilder in Bezug auf den christlichen Glaube zwar nicht ablehnte, aber betonte, dass man sie nicht anbeten solle. Bilder müssten sich immer zuerst am Wort Gottes orientieren. Der Referent schlug einen weiten historischen Bogen und konzentrierte sich dann auf den Schwerpunkt Reformation. Er selber, so Crüsemann, liebe zwar Bilder auch in der Kirche, dennoch empfinde er Bilder von Gott selbst – zum Beispiel dargestellt als alter Mann mit weißen Haaren – als besonders störend.

Erzählbilder über biblische Geschichten dagegen könnten hilfreich sein, wenn man die Geschichten selbst kenne. Doch das sei bei den Menschen heute nicht mehr immer der Fall. Eine Hilfe seien biblische Bilder da, wo es um Pädagogik und Kunst gehe.

Spannend wurde es, als er auf die Frage einging, warum Martin Luther das Bilderverbot aus den 10 Geboten herausgestrichen habe. Luther, so der Referent, habe die 10 Gebote nur insoweit als verbindlich für die Christinnen und Christen angesehen, als sie den natürlichen Gesetzen des Lebens entsprechen. „Wir haben die Bilder sowieso im Herzen, ob sie verboten sind oder nicht.“

Nach einer intensiven Diskussion bedankte sich Kreispfarrer Lars Dede beim Referenten und ging auf die sinnliche Dimension des Glaubens ein. „Diese müssen wir unbedingt behalten. Wir sind von Gott als Menschen mit Verstand und Körper geschaffen und deshalb gehören Bilder zu unserem Leben und auch zu unserem Glauben.“

Zwei weitere Vorträge zum Thema folgen. Am Freitag, 3. Juli, um 20 Uhr wird Dr. Andreas Pangritz, Prof. für Systematische Theologie aus Bonn, in Westerstede im Ev. Haus in der Kirchenstraße 5 zum Thema „Glauben ohne Gottesbilder – geht das?“ referieren. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Bilder noch nie eine so zentrale Bedeutung hatten wie heute, geht er der Frage nach, wie Menschen heute überhaupt noch mit dem Bilderverbot der Bibel umgehen können.

Und am Donnerstag, 16. Juli, um 20 Uhr wird Prof. em. Dr. von der Osten-Sacken aus Berlin im Gemeindehaus in Petersfehn, Mittellinie 83B die Reihe mit einem Vortrag zum Thema „Juden und Judentum auf Bildern vor und in der Reformation“ beschließen. In seinem Vortrag wird es darum gehen, welche Bilder des Judentums in der Reformation entstanden sind, welche Folgen dies hatte und wie dies aus heutiger Sicht zu bewerten ist.

Begleitet wird der Vortragsreigen durch die Ausstellung „Martin Luther und die Juden“, die ab sofort montags bis freitags von 9 Uhr bis 12 Uhr und dienstags bis freitags auch von 14 Uhr bis 17 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in Apen anzusehen ist und die anschließend auch in Westerstede und Petersfehn gezeigt wird.

Ein Beitrag von Pastor Bernd Göde.
Source: Kirche-Oldenburg