Oldenburg (epd). Der Oldenburger Bildungsexperte Jörg Schlee fordert eine Neuorientierung in der schulischen Bildung, die die Psyche von Schülern und Lehrern stärker berücksichtige. Lernprozesse müssten so organisiert werden, dass sie dem menschlichen Bedürfnis nach wertschätzender Kommunikation und respektvoller Beziehung gerecht würden, sagte Schlee der Oldenburger «Nordwest-Zeitung» (Montag). Derzeit jedoch folge der Unterricht häufig der «Logik von Flaschenabfüllanlagen».

Lehrer würden zwar in ihren jeweiligen Fächern hervorragend ausgebildet. Sie würden aber nicht in der Kommunikations- und Beziehungsgestaltung geschult, bemängelte der emeritierte Professor für Psychologie und Pädagogik an der Universität Oldenburg. Lehrer müssten für eine Arbeitsatmosphäre sorgen können, in der sich Schüler nicht verschließen, sondern erreichbar werden. Die Schüler müssten erfahren, dass sie ihren Lehrern nicht egal sind. In einer solchen Atmosphäre hätten Lehrer und Schüler weniger psychische Probleme. Ein Bildungssystem nach diesen Maßgaben wäre zudem erheblich günstiger als immer wieder viel Geld in Einzelmaßnahmen zu stecken.

Die Bildungsforscher sollten genau dafür Konzepte entwickeln, die dann auf ihre Tauglichkeit getestet werden müssten, forderte Schlee. Derzeit verfolge die Forschung den seiner Ansicht nach falschen Ansatz, aus empirisch gewonnenen Daten Handlungsempfehlungen für den Unterricht zu entwickeln.

Source: Kirche-Oldenburg