In den Gottesdiensten der vergangenen Kar- und Ostertage ist mir aufgefallen, dass viele unserer Sprachbilder und Redewendungen ihren Ursprung in der Bibel haben.

So zum Beispiel: „Lass den Kelch an mir vorübergehen.“

Jesus ringt im Garten Gethsemane mit seinem drohenden Schicksal. Er betet: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst“ (Mt 26,39). Wir geben mit dieser Redewendung dem Wunsch Ausdruck, dass uns eine schwierige Situation oder eine unangenehme Aufgabe erspart bleiben möge. 

Der von den Nazis hingerichtete evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer verwendete das Sprachbild in seinem berühmten Gebet „Von guten Mächten“, dass Sie vielleicht in Liedform kennen. Er schreibt an Gott gerichtet: „Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus Deiner guten und geliebten Hand.“ Naja, das scheint selbst für Jesus eher eine Wunschvorstellung gewesen zu sein. Denn er hat im Gebet hart gerungen mit seinem Schicksal. Gibt’s einen Kelch, der an Ihnen nicht vorbeigegangen ist?

Daniela Surmann, Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Willehad

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