Auf diese Reaktion war ich nicht gefasst: Ich traf einen Herrn aus meiner Gemeinde, draußen, beim Hundespaziergang, im derzeit gebührenden Abstand selbstverständlich. „Na, und wie kommen Sie so durch diese „Corona-Zeit“?“, so fragte ich ihn. 

Darauf er: „ Och wissen Sie, bei mir hat sich eigentlich nichts geändert.“ Ich habe ihn wohl etwas fragend angeblickt, denn er fügte hinzu: „Ich hatte vor Corona so gut wie keine Kontakte nach außen, jetzt habe ich sie nicht, na ja und warum sollte das anders werden, wenn Corona mal Vergangenheit ist?!“

Ich schwieg etwas betreten. Auf der einen Seite dachte ich: Dem Mann kann die erzwungene Isolation nichts anhaben. Er ist ja auch sonst isoliert. Auf der anderen Seite aber machte mich seine Reaktion sehr traurig, und beschämt hat sie mich auch: Es klang ja nicht so, als sei seine Haltung selbstgewählt. Eher so, als wollte er sagen: Das ist wohl mein Schicksal: einsam zu sein und zu bleiben. 

Dieser Mann würde wohl von selber nichts tun, um diesen Zustand zu ändern. Vielleicht weil er fürchtet, enttäuscht zu werden? Ich habe beschlossen: Ich werde ihn besuchen – demnächst, nach „Corona“. Vielleicht freut er sich ja?!

Pastor Jörg Zimmermann, Ev.-luth. Kirchengemeinde Sande

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