Ich rede in dieser Woche von den Helden des Alltags der letzten Zeit. An erster Stelle sind das für mich die Kinder und ihre Eltern. Seit einem Jahr hocken sie oft eng aufeinander, die Kinder vermissen ihre Freundinnen und Freunde, und das in einer Phase ihrer Entwicklung, in der sie dringend auf das Miteinander mit Gleichaltrigen angewiesen sind. Und ihre Eltern? Wer ein Kind im Vorschulalter hat, der weiß, dass es unmöglich ist, sich zu konzentrieren, wenn im Nebenzimmer jemand mit dem Holzhammer auf die Spielzeugeisenbahn eindrischt. In der Realität arbeiten die Eltern also dann, wenn das Kind schläft, also im Optimalfall mittags und nach 20 Uhr. Für die meisten Eltern wird der Tag also noch länger, und sie können nur hoffen, morgens wieder fit zu sein, wenn der Nachwuchs sich wieder meldet. Die wenigen kostbaren Minuten am Abend für sich selbst oder den Partner bleiben auf der Strecke.
Ich vermute, Kinder und Eltern möchte lieber keine Helden sein, sondern wollen endlich ihren Alltag zurück. Wie passend ist da der Spruch von Max Frisch: „Der Alltag ist nur durch Wunder erträglich.“ Auf dieses Wunder warten auch die Corona-Helden sehnsüchtig.
Rüdiger Schaarschmidt
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