Oldenburg/Vechta (epd). Diakonie und Caritas im Oldenburger Land haben Lehrmittelfreiheit für Schulen in Niedersachsen gefordert. Die kürzliche Anhebung der Schulbedarfsleistungen für bedürftige Familien auf nun 150 Euro pro Jahr sei zu begrüßen, «aber sie decke nicht den tatsächlichen Bedarf», sagte Caritas-Direktor Gerhard Tepe am Mittwoch in Oldenburg. Hier müsse kurzfristig und deutlich nachgebessert werden. Diakonie-Vorstand Thomas Feld ergänzte, langfristig müssten den Schülern alle Bücher, Mappen, Hefte und Kopien kostenlos gestellt werden.

Gemeinsam hatten Sozialexperten von Diakonie und Caritas stichprobenartig ermittelt, was Familien in der Region wirklich für Schulmaterialien, inklusive Anspitzer und Zirkel im Jahr 2018 ausgeben mussten. Abhängig vom Wohnort und der Schulart hätten sie im Mittel rund 310 Euro pro Kind errechnet, sagte Dieter Fangmann von der Caritas. Am teuersten seien die Gymnasien mit 332 Euro pro Jahr und die Grundschulen mit knapp 319 Euro. Vergleichsweise günstig hätten die Oberschulen mit 220 Euro abgeschnitten. Insgesamt hätten sich 70 Familien zwischen Wilhelmshaven und Cloppenburg an dem Projekt beteiligt.

Auch wenn die ermittelten Zahlen nicht repräsentativ seien, spiegelten sie doch die Erfahrungen der Sozialarbeiter in der Region wider, sagte Franz-Josef Franke von der Diakonie. Ohne eine umfassende Lehrmittelfreiheit bleibe die Schulbildung abhängig vom Portemonnaie der Eltern.

Caritas-Chef Tepe appellierte an die Lehrerinnen und Lehrer, «armutssensibel» die Listen mit den notwendigen Schulmaterialien zu erstellen. An das Land Niedersachsen gerichtet forderte Tepe eine regional und nach Schularten angepasste Unterstützung der Familien. Die Umfrage hatte eine breite Spanne der Jahreskosten ergeben: Am günstigsten war eine Grundschule mit weniger als 100 Euro, am teuersten ein Gymnasium. Dort kamen die Experten auf mehr als 550 Euro.

Die Diakonie in Niedersachsen geht einen Schritt weiter und fordert weiterhin die Einführung einer sogenannten Kindergrundsicherung. Diese sei notwendig, um den Lebensunterhalt von Kindern unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern sicherzustellen, sagte Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke. Dabei handelt es sich um eine feste Transferleistung. Anders als bei der bisherigen Familienförderung durch Kindergeld und Kinderfreibeträge profitierten hiervon vor allem Geringverdiener wie zum Beispiel Hartz-IV-Bezieher.

«Damit Armut nicht mehr vererbt wird und allen Kindern die gleichen Chancen zur Verfügung stehen, braucht es eine bedarfsgerechte Kindergrundsicherung», unterstrich Lenke.

Source: Kirche-Oldenburg