„Die Tora – ein Baum des Lebens – wollen wir hier auf vielfältige Weise erblühen lassen und die reichhaltigen Facetten kennen lernen“, Prof. Dr. Ursula Rudnick freute sich über das intensive Interesse der Frauen an ihrem Workshop am 26. August. In die Räume des Forum Kirche in Bremen hatten die Akademie der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und die Evangelische Frauenarbeit in Bremen e. V. eingeladen. Das Seminar fand im Rahmen des Fernkurses „Theologie geschlechterbewusst“ (Juli 2015 – Mai 2017) statt, es war das fünfte von sieben Wochenendseminaren.  

„Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Frauen in der christlich-jüdischen Tradition durch mein Leben“, stellte sich die Theologin und Judaistin vor. Nach ihren Studien in Jerusalem zur jüdischen Tradition und Judentum sowie der Promotion in New York wollte sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die eigene Kirche einbringen. Frau Rudnick lehrt an der Leipzig-Universität Hannover und arbeitet im Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers als Beauftragte für Kirche und Judentum.

Begeistert folgten über 30 teilnehmende Frauen den Erklärungen der Referentin. Sie erklärte die Vielfalt der Tora und deren Auslegung in der jüdischen Tradition und die Bedeutung im Leben einer jüdischen Gemeinde: Die Tora umfasse die ersten fünf Bücher Mose. Für den jüdischen Glauben bilde die Tora in der hebräischen Originalsprache die Grundlage, die seit 300 Jahren vor unserer Zeit nicht verändert wurde.

In der jüdischen Tradition habe die Tora „70 Gesichter“. Das heißt, sie sei auf unendlich viele verschiedene Arten auszulegen. Die Fülle und die Wahrheit der Schrift offenbarten sich im Reichtum der Auslegungen. Keine Deutung beanspruche für sich verbindlich und ausschließlich zu sein.

So betonte Frau Rudnick bei der Frage, was sie der jüdischen Bibelauslegung verdanke, auch die Wertschätzung des hebräischen Textes, die Freude an der Vielfalt von Deutungen und die Betrachtung der Auslegungen als Konzert vieler Stimmen.

Spannend war weiterhin die Bedeutung der Bibel für den heutigen Glauben. Die Bibel sei wie eine Bibliothek mit vielen Büchern und teilweise nicht immer leicht zu verstehen. Daher sei die Vorstellung hilfreich, sich beim Lesen den Text wie eine Person oder einen Dialog vorzustellen. Die Bibel erzähle Erfahrungen und Geschichten von Menschen mit Gott.
Die Hebräische Bibel mit ihrer Schöpfungsgeschichte, den zehn Geboten und den vielen Geschichten sind ein grundlegender Teil des christlichen Glaubens und der Theologie. Die jüdischen Auslegungen stellen eine große Bereicherung dar.
 
Nach dem Seminar blieben die Teilnehmerinnen mit vielen Anregungen zum Weiterdenken zurück. Hebräisch zu lernen war der Wunsch einiger Frauen.
Bärbel Romey

Ankündigung:
Spiritualität steht im Mittelpunkt des nächsten Treffens des Fernkurses „Theologie geschlechterbewusst“ in Oldenburg wird die Referentin Dr. Kirstein Faupel-Drevs erwartet. Ihr Thema: Der Mensch ist ein Mensch, wenn er betet. Von geistlichen Übungen und alltäglichen Wegen.

Freitag, 21. Oktober von 16 bis 20 Uhr
Gemeindehaus der Martin-Luther-Kirche
Eupener Straße 2 – 6
Kosten 15 Euro (incl. Imbiss)

Anmeldung:  
Akademie der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Gottorpstraße 13, 26122 Oldenburg
0441 – 7701-431

Source: Kirche-Oldenburg