Kürzlich war es genau 15 Jahre her, dass Tycho in unser Haus kam. Damals war er gerade acht Wochen alt, ein Winzling und natürlich unendlich süß.
Tycho ist eine Mischung aus Retriever und Schnautzer und wiegt heute 25 Kilo. Er ist ein alter Herr geworden. Es gehen ihm die Haare aus, an manchen Stellen wächst auch kein Unterfell mehr. 
Ich möchte meinen Hund nicht idealisieren.  Er ist ein Hund.  Aber ich lerne so viel von ihm, dass es sich immer wie mehr anfühlt. Mehrfach dachten wir schon, dass sich der alte Mann nun hinlegt zum sterben. Er bekommt morgens und abends Tabletten, Athrose und Herz – und die scheinen ihm so gut zu bekommen, dass er mitunter im Garten sein Alter vergisst, losrennt, wenn auch nicht elegant – und einen anderen Hund anbellt – und das, obwohl er gesichert nichts mehr hört. Sonst geht es ihm gut.

Was ich von ihm lerne? Vor allem zwei Dinge:   
Wie wichtig es ist, jeden Tag als einen neu geschenkten anzunehmen und zu leben. 
Und wie schutzbedürftig ein Leben wird, wenn es alt und gebrechlich wird. Wenn ich ihn über die Treppen hochtrage, weil er es nicht mehr alleine schafft, dann denke ich manchmal:  Fürsorge und Liebe sind in Gottes Welt das wichtigste. Jeder Mensch sollte einen haben, der ihn trägt, wenn er nicht mehr kann.  Warum gelingt uns das oft nicht?

Stefan Stalling

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