Moin aus dem Funkhaus in der Peterstraße, liebe Hörerinnen und Hörer! 

In dieser Woche darf ich Ihnen aus der ökumensichen Sommerkirche Horumersiel Schillig erzählen. Als Pfarrer in der Urlauberseelsorge mache ich hier Kirchen- und Gotteserfahrungen, wie ich sie mein Lebtag nicht mehr missen möchte. 

Ich liebe die Weite und das flache Land, den Wind und den Wechsel von Sonne und Wolken und die echten Kleinode am Wegesrand, die Du glatt übersiehst, wenn Du mit dem Auto nur mal rasch von A nach B, von Schillig in die Stadt möchtest. War da nicht eben ein brauner Wegweiser mit der Aufschrift: Evangelische Kirche zu St. Joost? Aber dann bin ich schon daran vorbei… 

Mit dem Fahrrad geht es in einem anderen Tempo durch die friesische Weite. Diesmal haben wir für die ökumenische Radtour genau dieses Ziel gewählt. Die kleine St. Jooster Kirche. 

Wenn Du von der Landstraße abbiegst und den holperigen Backsteinweg entlangfährst, wirst Du automatisch langsamer – ein schnelleres Tempo könnte Dich hier im Wortsinn aus dem Sattel werfen. Jeder einzelne Stein über den ich gerade fahre, ist durch die Hand eines Menschen gegangen, der diesen Weg gepflastert hat – unglaublich! 

Auf diesem Weg denke ich, hier ist gleich bestimmt die Welt zu Ende. Dann geht’s um eine Kurve und auf der Warft liegt eine kleine, sehr alte Kirche. Natürlich ist die Zeit hier nicht stehen geblieben, aber der Ort und das Kirchlein geben mir das Gefühl für die Langsamkeit zurück und dafür, dass Leben nicht in erster Linie aus dem Rennen und Hetzen vom einen zum andern besteht. 

Unser Organist ist mitgefahren, geht nun vor mit dem großen, alten Kirchenschlüssel in der Hand und begrüßt uns mit Orgelklängen, als auch wir die Kirche betreten. Platz ist genug, um mit Abstand in den Bänken zu sitzen. Beim Kerzen entzünden sehe ich es in den Gesichtern der Leute, die mitgekommen sind. Sie spüren: Jeder Stein dieser Kirchenmauern steckt voll mit Bitten, Gebeten mit Lob und Dank und Klage und der Ahnung, dass es gut ist, dafür ein Haus zu haben. Und ein Satz aus den 150 Psalmen in der Mitte der Bibel geht in meinem Herzen seelenruhig spazieren: HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt. 

Lars Bratke, Pfarrer im Wangerland

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