Jan und Antje sitzen einander gegenüber. Unbewegliche Mienen. Sie fixieren sich gegenseitig. Ihre Augen blicken in die Augen des anderen. Etwas über eine Minute dauert das. Dann lacht Jan los: Verloren, Du hast geblinzelt.

Könnt Ihr Euch noch erinnern, ein ebenso alter wie einfacher Wettkampf – ausgetragen auf dem Schulhof, im Kinderzimmer, in der Kneipe. Man setzte sich einander gegenüber hin und versuchte sich so lange in die Augen zu schauen, bis es der Eine oder die Andere nicht mehr aushalten kann oder wer zuerst blinzelt, hat verloren. Eine Herausforderung ist das, den Blick des anderen zu ertragen. Das ist ein Kräftemessen auf Augenhöhe. Blicke können etwas bewegen. Sie können mir Angst machen, aber sie können mich auch stärken, mir Mut machen. Und mich optimistisch durch den Tag schicken.

Deine Augen sahen mich, …….

Der beliebte Psalm 139 gebraucht dieses Bild. Wer angesehen wird und weiß, dass Menschen (und Gott) ihn wohlwollend im Blick haben, der geht anders durch den Tag und das Leben.

 

Frank Morgenstern

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