Mit dem Einstieg in den Ruhestand lässt Margarete Schöbel ihren Beruf hinter sich, nicht aber ihre Berufung. Ihre Welt bleibt weiterhin die der Bücher, das wurde bei ihrer Verabschiedung am 20. Februar im Bildungshaus Rastede mehr als deutlich.  Denn auch hier drehte sich alles um die Literatur – und um Margarete Schöbels ganz besondere Art, damit umzugehen und ihren Beruf als Beauftragte für Büchereiarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg mit Leben zu füllen.

Als eine „engagierte, hellwache Frau, die stets nachfragt, Zweifel zulässt, Folgen einfordert“, habe er Margarethe Schöbel kennengelernt, beschrieb es Bischof Jan Janssen, der seit 2011 Vorsitzender des Ev. Literaturportals ist. Er erzählte davon, wie sie ihn schon als Mutter eines Konfirmanden beeindruckt habe, als er vor 25 Jahren als Vikar in Oldenburg-Bloherfelde erste Berufserfahrungen sammelte. Später begegneten sich Schöbel und Janssen immer wieder in der Oldenburger Buchhandlung Tabula, ehe Margarethe Schöbel vor 15 Jahren die Leitung der Büchereiarbeit übernahm. 45 Gemeinde-, zehn Krankenhausbüchereien und die Strandbücherei auf dem Campingplatz in Schillig gehörten ebenso zu ihrem Aufgabenbereich wie die Koordination der rund 350 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen.

Eine kreative und feinsinnige Kritikerin
„Aufbruch“ war das Leitthema der Veranstaltung. „Die Bibel ist voll von Menschen, die aufbrechen“, sagte Kerstin Hochartz, Leiterin der Arbeitsstelle für Religionspädagogik, in ihrer Begrüßungsrede und erinnerte an Abraham und den wohl größten Aufbruch in der Bibel. „Abraham war kein Fantast, sondern ein bodenständiger Mensch. Er wusste, dass der Aufbruch ein heikles Unterfangen ist.“ Ein heikles Unterfangen? „Nicht für Margarethe“, zeigte sich Hochartz überzeugt, zumal sie „ja nicht ihr Vaterland verlässt, sondern nur die Haareneschstraße 58“, fügte sie augenzwinkernd hinzu.

Die Adjektive, die Margarethe Schöbel im Laufe des Tages zugeschrieben wurden, ergaben das Bild einer tatkräftigen, entschlossenen Frau, die ihren Beruf mit Herzblut ausfüllt. Als „konstruktiv und kritisch“ bezeichnete sie Martin Ertz-Schander vom ev. Literaturportal in Göttingen. Ihren „feinsinnigen und scharfsinnigen Humor“ betonte Marion Wiemann, Referentin für Medien- und Büchereiarbeit im Haus kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers. Sie stellte die „wundervolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ heraus und bedankte sich dafür, dass Margarethe Schöbel ihr eine gute Mentorin gewesen sei. Jens Teuber, Vorsitzender der Jury des Ev. Buchpreises und Schulpfarrer der oldenburgischen Kirche, bedankte sich gleich dreifach bei Margarethe Schöbel – als Pfarrer, Gemeindemitglied und Juryvorsitzender. „Die Bildungsarbeit, die in der Fachstelle gemacht wird, gehört zu unserem Auftrag“, betonte er. Niemand könne so gut Bücher vorstellen wie Margarethe Schöbel, hob er hervor. Sie habe Freudentränen und Lachen hervorgerufen, aber auch zum Weinen gerührt bei ihren Präsentationen.

Vogelfutter zwischen Buchdeckeln
Von der Bibel bis zum Mandala-Malbuch – Bücher in jeder Form bekam Margarethe Schöbel zum Abschied von ihren Weggefährtinnen und -gefährten überreicht. Bücher in eine ganz besondere Form gebracht aber hatten ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Haareneschstraße 58: In der MACH!bar, der offenen Werkstatt der Ev. Jugend in Berne, hatten sie unter der Anleitung von Sandra Bohlken ein Vogelhaus aus alten Büchern gebaut.

Gerührt und mit dem ihr eigenen trockenen Humor quittierte Margarethe Schöbel die Reden zu ihrem Abschied: „Wenn man erfahren will, dass man einfach großartig ist, dann sollte man Abschied nehmen.“ Sie freue sich auf den neuen Lebensabschnitt, habe aber auch ein mulmiges Gefühl, gab sie zu. Der enorme Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen werde ihr fehlen. Sie habe in ihrer Arbeit „Kopf und Herz und Kreativität“ einsetzen können und dabei immer viel Vertrauen erfahren, bedankte sie sich beim Kollegium und „einem guten Arbeitgeber.“ Mit einem besonderen Dank wandte sie sich an die ehrenamtlichen Kräfte. Sie schafften es, mit literarischem Sachverstand und Herzenswärme die Menschen zum Lesen zu motivieren. „Bleiben Sie dran“, bat sie im Hinblick darauf, dass ihre Stelle vorübergehend nicht neu besetzt wird.

Auch Gründerin der Büchereien zu Gast
Als besonderer Gast verfolgte Gisela Jacobsen die Verabschiedung. Sie hatte in den 1970er Jahren die Büchereiarbeit ins Leben gerufen. Nach und nach hatte sie mehr als 60 Büchereien unter dem Dach der oldenburgischen Kirche gegründet und sich dabei auch gegen Widerstände aus Teilen der Pfarrerschaft durchgesetzt. „Ich wollte Bücher für die gesamte Bevölkerung anbieten, nicht nur kirchliche Literatur“, erzählt sie, und in der Erinnerung blitzt noch immer ein streitlustiges Funkeln in ihren Augen. Sie hat ihr Ziel erreicht: Bilderbücher für Kinder, Romane, Bildbände und mehr bieten die Büchereien mittlerweile an. Allein in den Gemeindebüchereien werden pro Jahr durchschnittlich gut 5.000 Bücher ausgeliehen.
Anke Brockmeyer
Source: Kirche-Oldenburg