Ich bin Kind von Eltern, die durch die Kaiserzeit und den Nationalsozialismus geprägt waren. Aufgewachsen bin ich „büchermaßig“ mit Trotzkopf,  Karl May, Wolfgang Borchert und dem Tagebuch von Anne Frank Nach der Konfirmation prägte mich die Jugendarbeit eines Pastoren, der in der in der Nazi-Zeit in der Bekennenden Kirche aktiv war. 

In der Oberstufe unserer Schule schrieb ich – etwa 1957 – mir meinen Ärger darüber von der Seele, dass  die Zeit von 1918 bis 1945 im Geschichtsunterricht so gut wie nicht vorhanden war. Der Aufsatz sollte anonym abgegeben werden. Nachteilige Folgen konnte mein Zorn also nicht für mich haben.

Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Der Dozent referierte kritiklos die Position des bekannten ev. CDU-Bundestagsabgeordneten Eugen Gerstenmeier. Der Griff den ebenfalls bekannten mehr „links“-orientierten Theologieprofessor Helmut Gollwitzer an. Wohlbegründet konnte ich einige Formulierungen Gerstenmeiers  richtigstellen. Danach sprachen: einige Mitstudierende eine Woche lang kein Wort mit mir.

In der nächsten Vorlesung gab es eine Richtigstellung seitens des Dozenten und meine Kritik wurde positiv bewertet.. Damit war die Sache geklärt; ich hatte nichts mehr auszustehen, 

Zur Heldin habe ich mich nie geeignet. Ich bin Kind meiner Eltern – und ich bin getauft, also Kind Gottes. Das reicht mir – fürs ganze Leben.

Doris Semmler
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