Letzten Sonntag. Zwei wichtige Tage sind zusammengefallen: Erntedank und Einheit. Ist die Einheit auch so etwas wie eine Ernte? Was habe ich eigentlich dazu beigetragen? Ich hatte eine Brieffreundin, die in Karl-Marx-Stadt studierte, als es noch zwei deutsche Staaten gab. Leider hat die Brieffreundschaft nach der Wende nicht mehr lange Bestand gehabt. Lag es an der veränderten Situation oder an wechselnden Lebensumständen zweier junger Menschen? An meiner ersten Hochschule gehörte ich zu einer Gruppe, die „Ost-Berlin-Kreis“ hieß? Aus heutiger Sicht hört sich das merkwürdig an. Die Treffen von jungen Menschen aus der Hauptstadt der DDR mit Studierenden aus Bielefeld und Osnabrück waren spannend und in der Umbruchzeit konnten wir gemeinsam Neues entdecken. Aber auch hier weiß ich nicht, wie sich das Leben der anderen heute gestaltet. Ich erinnere mich gut an das erste Familientreffen der Familie meines Vaters in Schwerin. Endlich konnte ich den Ort kennenlernen, der seine Kindheit und Jugend prägte. An meiner Uni und im Wohnheim traf ich bald auf mehrere Kommilitonen aus den neuen Bundesländern. Unsere Kinder wuchsen zusammen auf. Und in den Ferien, da wollten wir alles entdecken: Meißen und Naumburg, Dresden und das Eichsfeld. In Bezug auf die Einheit habe ich sicher oft geerntet, was andere gesät haben. Ich sage „Danke“.

Natascha Faull – Pastorin in Sengwarden

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