Wo die Erntekrone noch nicht hängt, da kommt sie am Sonntag an ihren Platz. In Sengwarden, Sillenstede und Zetel werden die Altäre traditionell so bunt und üppig mit Getreide, Gemüse und Obst geschmückt, dass die Menschen noch tagelang in die alten Kirchen pilgern, um die Pracht aus nächster Nähe zu bewundern. Auch sonst versammeln sich mehr als üblich zum Gottesdienst, um Gott für eine gute Ernte, reich gedeckte Tische und gesunde Nahrung zu danken.

Erntedank, das kommt unseren Landwirten nach dem historischen Dürresommer dieses Jahres vielleicht gar nicht so leicht über die Lippen. Auf 40% ihrer Getreideernte müssen sie verzichten und gut möglich, dass das Futter fürs Vieh knapp wird. Ein Alptraum?

Es ist ein bisschen wie der Traum des Pharao von den sieben fetten Kühen, die von sieben mageren Kühen verschlungen werden. Josef deutet ihm den Traum. Auf sieben Jahre guter Ernte folgen sieben Hungerjahre. Ein Fingerzeig Gottes, Scheunen zu bauen und Vorräte anzulegen.

Die Landwirte in Friesland und Wilhelmshaven wollen sich gegenseitig aushelfen und mit vereinten Kräften dafür sorgen, dass alle über den Winter kommen, damit auf die Dürre-Beihilfe des Bundes verzichtet werden kann. So viel Solidarität ist Grund genug, Gott an diesem Erntedankfest dafür besonders zu danken.

 

Christian Scheuer, Kreispfarrer des Ev.-luth. Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven

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